GENESIS

prometheus, hesiod

GREECE
roman, bible etc
maya, hopi
indian
kaballa and other
       

 

 

GESCHICHTEN VOM ANFANG DER WELT

Textquellen

HELLAS/ GRIECHENLAND

 

aus: Hesiod Theogonie:

HESIOD IST EINE DER HAUPTQUELLEN DER GRIECHISCHEN MYTHOLOGIE; WESHALB ICH SEIN AUFSCHLUSSREICHES WERK

Theogonie

oder

Der Götter und Göttinnen Geschlecht.

HIER IN VOLLER GÄNZE ÜBERNEHME : der originaltext Hesiods enthält wie z b auch die Originalverse von HomerS Illiade weitaus mehr Details als rezensionen, und genau auf die kommt es mir ja an. in der Spalte dazwischen finden sie Anmerkungen und Verweise zu interessanten Stellen

STELLEN DIE ICH BESONDERS INTERESSANT FINDE WERDEN NOCH EXTRA IM TEXT MARKIERT: Auswertungen und Vergleiche der Schöpfungsmythjen aus verschiedenenen Kulturen Sollen auf der Hauptseite "GENESIS"erscheinen

 

  Helikonischen Musen geweiht, heb' unser Gesang an, Die auf dem Helikonberge, dem großen und heiligen, walten: Wo sie den dunkelen Quell mit geschmeidigen Füßen im Reihntanz Und den Altar umschweben des allmachtfrohen Kronion.  
 

URANOS

 

URANOS
 
PROMETHEUS
PROMETHEUS

 

5   Dort, den blühenden Leib im Pannesosstrome gebadet,
Oder der Hippokren', und der heiligen Flut Olmeios,
Auf der erhabensten Kuppe des Helikon ordnen sie Chorreihn,
Lieblich und anmutsvoll, mit behend' umfliegendem Fußtritt.
Jezo im Schwung von der Höhe, gehüllt in finsteren Nebel,

Bedeutung:

deutsch ‚Himmelsgewölbe"

Urahn der Götter (Titanen) und Menschen

Herkunft:

"Himmelsgott"

oder Titan , der vom Himmel/ Weltall kam

die einzige bekannte erhaltene Statue des Uranos zeigt ihn mit einem Kranz aus sieben Sternen um seinen Kopf

> Plejaden Siebengestirn.

das entspricht auch den Angaben in der ägyptischen bzw. jüdischen Kaballa

WIKIPEDIA Uranos ist einer der Protogenoi, der ältesten Götter der Elemente und der Erstgeborene der Gaia („Erde“), den sie ohne Begattung durch Eros im Schlafe hervorbrachte, „dass er sie immer umgebe und dass er auf ewige Zeit der seligen Götter sichere Wohnung sei“.[2] Mit Uranos kam das männliche Element in die Welt. Andere Quellen behaupten eine andere Herkunft von Uranos:

DIE ÄGYPTISCHEN MYTHOLOGIE BEHAUPTET DER HIMMELSGOTT IMMER WIEDER ER HÄTTE SEINE NACHKOMMEN NICHT MIT EINER FRAU GERWONEN SONDERN SEINE NACHKOMMEN AUS SICH SELBST AUF DER ERDE DUPLIZIERT:

DIESE DUALITÄT FÜHRTE DANN MÖGLICHERWEISE DAZU DASS DIESE WESEN STERBLICH WURDEN:::

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In Hesiod's Theogony, which came to be accepted by the Greeks as the "standard" account,[15] from Gaia (Earth), the first entity to come into existence after Chaos (Void), came Uranus, the Ourea (Mountains), and Pontus (Sea).[16]

Then, according to the Theogony, Uranus mated with Gaia, and she gave birth to the twelve TitansOceanusCoeusCriusHyperionIapetusTheiaRheaThemisMnemosynePhoebeTethys and Cronus; the Cyclopes: Brontes, Steropes and Arges; and the Hecatoncheires ("Hundred-Handed Ones"): Cottus, Briareus, and Gyges.[17]

 

KASTRATION DES URANOS

UND MACHTÜBERNAHME durch dessen SOHN KRONOS

Uranos (der Himmel selbst und Herrscher des Kosmos), der Gatte der Gaia (der Göttin und Personifikation der Erde), erwarb später deren Feindschaft, weil er einige der gemeinsamen Kinder – die Hekatoncheiren, hundertarmige und fünfzigköpfige Wesen, und die Kyklopen – in den Tartaros in Gaias Körper, die Erde, zurückstieß, was ihr große Schmerzen bereitete

500 Aber Iapetos rührte die reizende Okeanine
Klýmene heim zum Gemach, und bestieg das gemeinsame Lager.
Diese gebar ihm Atlas, den Sohn unbändiger Kühnheit,
Ferner den ehrsuchtvollen Menötios, auch den Prometheus,
Reich an Entwurf, und gewandt, und den thörichten Sohn Epimetheus,
 
10   Wandeln sie nächtlich herab, holdselige Stimmen erhebend,
Feirend den Donnerer Zeus, und die ehrfurchtwürdige Here,
Argos' Macht, die herlich auf goldenen Solen einhergeht,
Auch des gewaltigen Zeus blauäugige Tochter Athene,
Föbos Apollon zugleich, und Artemis, froh des Geschosses,
505   Der vom Beginn Weh schuf den erfindsamen Menschenkindern;
Weil er zuerst als Gattin von Zeus die gebildete Jungfrau
Annahm. Aber den Trozer Menötios sandte Kronion
Zeus in des Erebos Schlund mit schmetternder Flamme des Donners,
Wegen des frevelen Muts und der übergewaltsamen Mannskraft.
 
15   Ihn auch, den Erderschüttrer, den Landumstürmer Poseidon,
Themis, in achtbarer Würd', und Kypria, freudiges Blickes,
Hebe zugleich, mit Golde gekränzt, und die schöne Dione,
Eos, und Helios' Stärke zugleich, und die helle Selene,
Leto, Iapetos auch und den unausforschlichen Kronos,
510   Atlas hält aus Zwang den weitumwölbenden Himmel,
Fern an des Erdreichs Saum, vor den singenden Hesperiden
Stehend, empor mit dem Haupt und rastlos ringenden Armen.
Denn dies ward als Amt ihm ertheilt vom Ordner der Welt Zeus.
Fest dann zwängt' er in Bande den rathgeübten Prometheus,
 
20   Erd', und dunkele Nacht, und Okeanos, groß und gewaltig,
Und der Unsterblichen mehr vom heiligen Stamme der Götter.

Jene lehreten auch dem Hesiodos schönen Gesang einst,
Als er die Lämmer besorgt' an des heiligen Helikons Abhang.
Also redeten mich die Göttinen selber zuerst an,

515   Mit den gewaltsamen Banden die mittele Seule durchschlingend;
Und ihm sandt' er daher den weitgeflügelten Adler,
Der die unsterbliche Leber ihm fraß; doch völlig umher wuchs
Alles bei Nacht, was bei Tage der mächtige Vogel geschmauset.
Doch der behenden Alkmen' hochherziger Sohn Herakles
 
25   Sie, die olympischen Musen, des Ägiserschütterers Töchter:

Hirten der Flur, unnüz hinträumende, Bäuche nur einzig!
Wir verstehn viel Falsches, wie Wirklichem gleich zu verkünden;
Wir verstehn, wenn wir wollen, auch anzusagen die Wahrheit.

Also sprachen die Musen, des Zeus wohlredende Töchter.

520   Tödtete den, und wehrte die bittere Pest des Verderbens
Von des Iapetos Sohn, und erlöst' ihn aus der Betrübnis:
Nicht ungebilligt von Zeus, dem olympischen Obergebieter,
Daß dem Herakles Ruhm, dem Thebegeborenen, würde,
Herlicher noch denn zuvor, auf dem nahrungssprossenden Erdreich.
 
30   Und sie verliehn mir den Stab, ein Gesproß frischgrünendes Lorbers
Brechend, bewunderungswerth; und hauchten mir süßen, Gesang ein,
Göttlichen, daß ich priese, was sein wird, oder zuvor war;
Hießen mich dann das Geschlecht der unsterblichen Seligen feiern,
Ihrer selbst im Beginn und im Ausgang' immer gedenkend.
525   Solches bedacht' er, und hob zu größerer Ehre den Sohn auf;
Und, wie er zürnete, legt' er den Zorn ab, den er zuvor trug,
Drum weil jener mit Rathe getrozt dem erhabnen Kronion.
Denn als einst sich verglichen die Götter und sterblichen Menschen
In Mekon', izt, freundlich gesinnt, zerleget' er theilend
 
35   Aber warum mir gefabelt vom Eichbaum oder vom Felsen?

Auf du! sei von den Musen der Anfang, welche dem Vater
Zeus durch Hymnen erfreun den erhabenen Sinn im Olympos,
Redend alles, was ist, was sein wird, oder zuvor war,
Mit einträchtigem Klang: fort strömt unermüdet der Wohllaut

530   Einen gewaltigen Stier, Zeus' göttlichen Sinn zu verleiten.
Dort das zerstückelte Fleisch und die fettumwachsnen Geweide
Legt' in der Haut er nieder, bedeckt mit dem rindernen Magen;
Dort die weißen Gebeine des Stiers, voll teuschender Arglist,
Ordnet' er wohlgelegt, mit schimmerndem Fette bedeckend.
 
40   Ihrer Kehl' anmutig; es lacht der Palast, wo der Vater,
Zeus der Donnerer, wohnt, wie der Göttinnen heller Gesang sich
Weit ausgiest; und es hallen die Höhn des beschneiten Olympos,
Jed' ein Götterpalast. Doch sie, mit unsterblicher Stimme,
Feiren im Liede zuerst das Geschlecht ehrwürdiger Götter
535   Jezo begann zu ihm der Götter und Sterblichen Vater:

Du, des Iapetos Sohn, ruhmvoll vor allen Gebietern,
Trauter, du maßest die Theile mit nicht unbefangener Neigung.

Also in scherzendem Mut sprach Zeus voll ewiges Rathes.
Drauf antwortete jenem der schlaugewandte Prometheus,

 
45   Seit dem Beginn, die die Erde gezeugt und der wölbende Himmel,
Und, die aus jenen entsproßt, die seligen Geber des Guten.
Weiter darauf den Zeus, der Menschen und Ewigen Vater,
Preisen sie hoch, anfangend und endigend mit dem Gesange,
Wie er den Ewigen weit an Gewalt vorraget und Allmacht.
540   Mit sanftlächelndem Aug', und vergaß der betrüglichen Kunst nicht:

Zeus, ruhmwürdig, und groß vor den ewigwaltenden Göttern,
Wähl' aus diesen den Theil, wie des Herzens Geist dir gebietet.

So sein trügliches Wort. Doch Zeus voll ewiges Rathes
Schauete, nicht unkundig, den Trug; und Böses im Herzen

 
50   Dann auch sterblicher Menschen Geschlecht, und starker Giganten,
Machen sie kund, zu erfreun Zeus' waltenden Sinn im Olympos,
Sie, die olympischen Musen, des Ägiserschütterers Töchter.
Auf der pierischen Höhe, mit Zeus dem Vater vereinigt,
Zeugte Mnemosyne sie, die Eleuthers Fluren beherschet:
545   Sann er den sterblichen Menschen, das bald zur Vollendung gereift war.
Siehe, mit beiden Händen erhob er das schimmernde Stierfett.
Und er ergrimmt' im Geist, und Zorn durchtobte das Herz ihm,
Als er sahe das weiße Gebein, mit der teuschenden Arglist.
Seit dem pflegen den Göttern die Stämm' erdbauender Menschen
 
55   Trost dem Leide zu sein, und Linderung aller Betrübnis.
Denn neun Nächte gesellte sich ihr der Ordner der Welt Zeus,
Von den Unsterblichen fern ihr heiliges Lager besteigend.
Als nun endlich das Jahr von den kreisenden Horen erfüllt ward,
Und mit dem wechselnden Monde sich viel der Tage vollendet;
  550   Weißes Gebein zu verbrennen auf duftenden Opferaltären.
Wieder begann unmutig der Herscher im Donnergewölk Zeus:

Du, des Iapetos Sohn, vortrefflichster Kenner des Rathes,
Trautester, wahrlich du hast der betrüglichen Kunst nicht vergessen!

Also in zornigem Mut sprach Zeus voll ewiges Rathes.

 
60   Trug neun Töchter sie dar, gleichsinnige, stets des Gesanges
Eingedenk, in der Brust unsorgsame Herzen bewahrend,
Wenig vom obersten Gipfel entfernt des beschneiten Olympos,
Wo sie der festlichen Tänze sich freun, und der prangenden Wohnung.
Auch die Chariten dort und Himeros wohnen nachbart,
  555   Seit dem Tage darauf, rastlos des Betruges gedenkend,
Gab er den Elenden nicht die Gewalt unermüdetes Feuers,
Jenen sterblichen Menschen, die weit umwohnten das Erdreich.
Aber ihn teuschte mit List des Iapetos herlicher Sprößling,
Welcher geheim entwandte die Glut fernstralendes Feuers,
 
65   Froh der Gelag'; und dem Mund' holdselige Stimmen entsendend,
Singen sie dann, und aller Unsterblichen Bräuch' und geweihte
Ordnungen preisen sie hoch mit melodischer Stimmen Erhebung.
Jene nun stiegen im Jubel des schönen Gesangs zum Olympos,
Mit ambrosischem Chor; weit über die dunkele Erd' hin
  560   Drinnen im markigen Rohr. Das nagete tief in der Seele
Den hochdonnernden Zeus; und Zorn durchwühlte das Herz ihm,
Als er sah bei den Menschen die Glut fernstralendes Feuers.
Schleunig darauf für das Feuer bereitet' er Böses den Menschen.
Denn aus der Erd' erschuf der hinkende Künstler Hefästos
 
70   Tönte das Lied, und es scholl der geordneten Tritte Gestampf auf,
Wie zu dem mächtigen Vater sie wandelten. Dieser im Himmel
Herscht, den entflammeten Bliz in der Hand, und den hallenden Donner,
Seit er dem Kronos an Macht obsiegete; wohl auch vertheilt' er
Unter die Ewigen alles zugleich, und bestimmte die Ehren.
  565   Jungfraungleich ein edles Gebild, nach dem Rathe Kronions.
Solche gürtete nun, und schmückte sie, Pallas Athene,
Fein mit Silbergewand; auch die köstliche Hülle des Hauptes
Fügte sie ihr mit den Händen geschickt, ein Wunder dem Anblick.
Ringsumher auch Kränze von neu aufblühenden Kräutern
 

75  

Dies nun sangen die Musen, olympische Häuser bewohnend,
Neun aufblühende Töchter des mächtigen Zeus Kronion:
Kleio, Melpomene auch, Terpsichore dann, und Thaleia,
Polyhymnia dann, und Urania, samt der Euterpe,
Erato auch, und die edle Kalliope, welche den Schwestern

  570   Ordnete anmutsvoll um das Haupt ihr Pallas Athene.
Eine goldene Kron' auch sezte sie ihr auf die Scheitel,
Die er selber gemacht, der hinkende Künstler Hefästos,
Mit ausschaffender Hand, willfährig zu sein dem Kronion.
Drin war viel sinnreiches gefertiget, Wunder dem Anblick:
 
80   Weit vorragt; denn sie waltet der ehrenvollen Gebieter.
Wen mit ehrendem Blicke die freundlichen Töchter Kronions
Bei der Geburt anschaun, von den gottbeseligten Herschern,
Dem wird sanft die Zunge mit süßem Thaue beträufelt,
Und ihm gleitet wie Honig die Red' hin. Siehe, die Völker
  575   Unthier' aller Gestalt, wie das Land aufnährt und die Meerflut;
Deren erschuf er viel; und Anmut leuchtete ringsum,
Wundersam, denn sie schienen belebt und tönenden ähnlich.
Aber nachdem er bereitet das reizende Böse, für Gutes,
Führt' er sie hin, wo waren die anderen Götter und Menschen,
 
85   Schauen gesamt auf ihn, der Urtheil spricht und Entscheidung
Nach durchgehendem Recht; denn mit Nachdruck redet er treffend,
Und weiß schnell auch ein großes Gezänk zu versöhnen; mit Klugheit.
Darum sind Volkspfleger verstandvoll, daß sie den Völkern
Öffentlich vollen Ersaz für Beleidigung schaffen und Kränkung,
  580   Sie die den Schmuck von Zeus' blauäugiger Tochter zur Schau trug.
Staunen ergrif nun Götter zugleich und sterbliche Menschen,
Als sie den schlüpfrigen Trug, unvermeidlich den Sterblichen, ansahn.

Denn ihr ist das Geschlecht der zartgebildeten Weiber.
Unheilvoll ist solches Geschlecht; und die Stämme der Weiber

 
90   Sonder Bemühn, zuredend mit sanft einnehmenden Worten.
Aber durchgeht er die Stadt, wie ein Gott rings wird er geehret
Mit anmutiger Scheu; und er ragt in des Volkes Versammlung.
Also verleihn die Musen den Sterblichen heilige Mitgift.
Denn durch der Musen Geschenk und des treffenden Föbos Apollon
  585   Wohnend zu Schaden und Leid in der sterblichen Männer Gemeinschaft,
Nicht dem harten Bedarf, nein schwelgender Üppigkeit folgend.
Wie in der Honigkörbe gewölbetem Baue die Bienen
Dronengezücht aufnähren, das Theil an bösem Geschäft hat;
Jene, den ganzen Tag bis spät zur sinkenden Sonne,
 
95   Sind die Männer des Liedes und Harfengetöns auf der Erde;
Aber durch Zeus Volkspfleger. O Seliger, welchem die Musen
Huldreich nahn! wie strömet ihm süß vom Munde der Wohllaut!
Denn wenn einer mit Gram in frischverwundetem Herzen
Starr dasizt, und das Leben sich abhärmt, aber ein Sänger
  590   Fleißigen Tagarbeit, und baun weißzelliges Wachs auf;
Diese, daheim im Verschloß der gewölbeten Stöcke beharrend,
Mühen sich fremden Ertrag in die eigenen Bäuche zu sammeln:
Gleich so hat auch die Weiber zum Unheil sterblichen Männern
Zeus der Donnerer eingeführt, denn an schnödem Geschäfte
 
100   Treu im Dienste der Musen die löblichen Thaten der Vorwelt
Preist im Gesang', und die Götter auf seligen Höhn des Olympos;
Schnell durchdringt ihn des Leides Vergessenheit keiner Betrübnis
Denkt er hinfort, ihm lenkte der Göttinnen Gabe das Herz um.

Heil euch, Kinder des Zeus! gebt lieblichen Ton' des Gesanges!

  595   Haben sie Theil. Noch gab er ein anderes Böses für Gutes.
Wer aus Scheu vor der Eh' und den leidigen Thaten der Weiber
Nicht heiraten erkohr, und dem traurigen Alter genaht ist;
Mangelnd der Alterspflege, wenn auch nicht arm des Vermögens,
Lebet er; scheidet er dann, so theilen sich seine Besizung
 
105   Rühmt nun den heiligen Stamm der unsterblichen ewigen Götter,
Welche die Erde gezeugt und der sternumleuchtete Himmel,
Auch die düstere Nacht, und wie viel' aufnährte die Salzflut.
Sagt mir denn, wie Götter zuerst und Erde geworden,
Auch die Ström', und des Meers endlos aufstürmender Abgrund,
  600   Fremdlinge. Wem hingegen das Loos der Verehlichung zufiel,
Und ein tugendsam Weib sich gesellete, fest an Gesinnung:
Diesem von jeher trachtet das Bös' im Kampfe mit Gutem
Anzunahn. Wer aber von schädlicher Art sie gefunden;
Solcher lebt, in der Brust ein unablässiges Elend
 
110   Auch die leuchtenden Stern' und der weit umwölbende Himmel;
Und, die aus jenen entsproßt, die seligen Geber des Guten,
Wie sie das Reich sich getheilt, und göttliche Ehren gesondert,
Und wie zuerst sie behauptet den vielgewundnen Olympos.
Dies nun meldet mir, Musen, olympische Häuser bewohnend,
  605   Hegend für Geist und Herz, und es ist unheilbar das Übel.
So kann keiner entgehn Zeus' Ordnungen, noch sie umschleichen.
Selbst nicht Iápetos Sohn, der Nothaushelfer Prometheus,
Wußte zu fliehn vor der Rache des Zürnenden; sondern es hemmt ihn,
So vielkundig er ist, die gewaltige Fessel des Zwanges.
 
115   Seit dem Beginn, und saget, wie eins von jenen zuerst ward.

Siehe, vor allem zuerst ward Chaos; aber nach diesem
Ward die gebreitete Erd', ein daurender Siz den gesamten
Ewigen, welche bewohnen die Höhn des beschneiten Olympos,
Tartaros' Graun auch im Schooße des weitumwanderten Erdreichs,

 

610  

Als dem Briáreos jezo im Geist ergrimmte der Vater,
Auch dem Kottos und Gyges; da leget' er zwängende Band' an,
Bildung und Größ' anstaunend der mutigen Ungeheuer,
Und die Gewalt; fern aber verbannt' er sie unter das Erdreich:
Wo sie von Kummer gedrückt in unterirdischer Wohnung

 
120   Eros zugleich, der, geschmückt vor den Ewigen allen mit Schönheit,
Sanft auflösend, den Menschen gesamt und den ewigen Göttern
Bändiget tief im Busen den Geist und bedachtsamen Rathschluß.

Erebos ward aus dem Chaos, es ward die dunkele Nacht auch.
Dann aus der Nacht ward Äther und Hemera, Göttin des Lichtes,

  615   Hausen am äußersten Ende des weitumwanderten Landes,
Viel und lange gequält, ihr Herz voll großer Betrübnis.
Aber sie hat der Kronid' und die ändern unsterblichen Götter,
Welche die lockige Rheia durch Kronos' Liebe geboren,
Wieder empor zum Lichte geführt, nach dem Rathe der Gäa.
 
125   Welche sie beide gebar von des Erebos trauter Empfängnis.
Aber die Erde zuerst erzeugete, ähnlich ihr selber,
Ihn den sternichten Himmel, daß ganz er umher sie bedeckte,
Stets unerschütterte Veste zu sein den seligen Göttern.
Auch die hohen Gebirge, der Göttinnen liebliche Wohnung,
  620   Denn sie verkündete selbst in genau durchgehender Ordnung,
Wie mit jenen zu Sieg' und glänzendem Ruhm sie gelangten.

Denn schon kämpfeten lang' in geistabmattender Arbeit
Dort die titanischen Götter, und hier die Erzeugten des Kronos,
Eiferig gegen einander im Ungestüme der Feldschlacht:

TITANOMACHIE

KRIEG DER TITANEN

Die Titanomachie (altgriechisch Τιτανομαχία Titanomachía „Kampf der Titanen“; μάχη máche „Kampf“, „τιτάν“ titán „Titan“) ist in der Griechischen Mythologie ein elfjähriger Krieg zwischen den zwei Göttergeschlechtern der Titanen. Die alten Götter, die Titanen, kämpfen geführt von Kronos lange vor der Entstehung der Menschheit vom Berg Othrys her mit Zeus und seinen anderen Geschwistern, den Kindern von Rhea und Kronos, die später vom Olymp aus herrschten.

Zeus führte nun seine Geschwister, die Götter Hades und Poseidon sowie die Göttinnen HestiaDemeter und Hera, in den Krieg gegen Kronos und die Titanen. Auf der Seite von Kronos standen die Titanen KoiosKreiosHyperionIapetosAtlas und Menoitios.

Neutral blieben der Titan Okeanos und die weiblichen Titanen TheiaRheaThemisMnemosynePhoibe und Tethys.

130   Zeugete sie, wo Nymfen durch waldige Krümmen umhergehn.
Auch das verödete Meer mit stürmender Woge gebar sie,
Ohne befruchtende Liebe, den Pontos; aber nach diesem,
Zeugte der Himmel mit ihr des OkeanosOkeanos, der die Welt umkreisende Strom, unterschieden von Pontos, der Meeresflächestrudelnden Herscher,
Köos auch, und Kreios, Iapetos, und Hyperion,
  625   Jene, die stolzen Titanen, daher vom erhabenen Othrys,
Diese herab vom Olympos, die göttlichen Geber des Guten,
Welche die lockige Rheia gezeugt in des Kronos Gemeinschaft.
Sie nun, gegen einander in müdendem Kampfe gestellet,
Kämpfeten ohne Verzug schon zehn vollendete Jahre.
135   Theia sodann, und Rheia, Mnemosyne dann, mit der Themis,
Föbe die goldgekränzte sodann, und die liebliche Tethys.
Dann erwuchs auch der jüngste, der unausforschliche Kronos,
Er, das schrecklichste Kind, dem der blühende Vater verhaßt war.
Wieder gebar sie darauf die ungeheuren Kyklopen,
  630   Und nie hatte der Streit der Erbitterten Ende noch Ausgang,
Hier so wenig wie dort; gleich strengte sich Krieg und Entscheidung.
Aber nachdem Zeus diesen, was noth war, alles gereichet,
Labenden Nektar zugleich und Ambrosia, göttliche Nahrung;
Ward der Unsterblichen Brust von edelem Mute gekräftigt.
140   Brontes, und Steropes auch, und Arges, troziger Kühnheit,
Welche dem Zeus darboten den Bliz, und schufen den Donner.Eingeschobener Vers.
Deren Gestalt war ganz im Übrigen ähnlich den Göttern,
Aber ein einziges Aug' entfunkelte mitten der Stirne;
Auch ihr Name bezeugt Rundäugige, weil den Kyklopen
  635   Als sie mit Nektar nunmehr und Ambrosiakost sich gelabet,
Jezt vor ihnen begann der Götter und Sterblichen Vater:

Höret, der Erdgöttin und des Uranos glänzende Kinder,
Daß ich rede, wie mir das Herz im Busen gebietet.
Schon sehr lange fürwahr in Erbitterung gegen einander

145   Rund ein einziges Aug' an der mächtigen Stirne hervorschien;
Doch war Kraft und Gewalt und Erfindungsgabe zur Arbeit.
Andere wurden annoch von Erd' und Himmel gezeuget,
Drei großmächtige Söhn' und gewaltige, graulich zu nennen:
Kottos, und Gyges zugleich, und Briareos, stolze Gebrüder.
  640   Kämpfen wir Tag vor Tag, um Sieg zu gewinnen und Obmacht,
Jene titanischen Götter, und wir die Erzeugten des Kronos.
Auf, ihr alle denn! große Gewalt und unnahbare Hände
Zeigt dem Titanengeschlecht, anrennend im Graun der Entscheidung.
Eingedenk, wie, mit Lieb' und gefälligem Sinne behandelt,
 
150   Hundert Riesenarm' entstrebeten ihren Schultern
Ungeschlacht, und fünfzig entsezliche Häupter auf jedem
Wuchsen daher von der Schulter, bei ungeheueren Gliedern:
Groß war aber die Kraft bei der großen Gestalt, und unnahbar.

Jene, so viel von Gäa und Uranos wurden erzeuget,

  645   Ihr zu dem Licht umkehrtet aus harthinstreckenden Fesseln,
Unserer Fügung gemäß, von dem nachtenden Schlunde des Dunkels.

Also Zeus; drauf gab ihm der trefliche Kottos die Antwort:
Seltsamer, nicht unerkanntes verkündest du; sondern von selbst auch
Wissen wir, daß an Verstande du vorragst, wie an Gesinnung,

 
155   Waren der schrecklichsten Art, und verhaßt dem eigenen Vater,
Seit dem Beginn; und wie eines davon nur eben hervorging,
Barg sie alle hinweg, und ließ sie nimmer an Tagslicht,
Dort im Winkel des Lands; denn es freute sich schädlicher Unthat
Uranos. Doch es erseufzt' im Innersten Gäa die Riesin,
650   Und Abwehrer den Göttern erschienst des entsezlichen Unheils.
Weis' auch fügetest Du, daß vom nachtenden Schlunde des Dunkels
Wir nun wieder hervor aus unbarmherzigen Fesseln
Kehreten, hocherhabner Kronid', unerwartetes findend.
Drum auch jezt mit festem Entschluß und bedachtsamem Eifer
 
160   Schwer beklemmt; und zum Trug' ersann sie verderbliche Arglist.
Schnell, nachdem sie bereitet den Stoff grauschimmerndes Demants,
Schuf sie die mächtige Hipp', und gab den Erzeugten Belehrung.
Mut einredend begann sie, das Herz voll großer Betrübnis:

Kinder von mir und dem Vater, dem Freveler, wolltet ihr jezo

655   Wollen wir eurer Gewalt beistehn in der grausen Befehdung,
Gegengestellt den Titanen im Ungestüme der Feldschlacht.

Jener sprachs. Lob riefen die göttlichen Geber des Guten,
Als sie die Rede gehört; ihr Herz nun entbrannte von Streitlust,
Heftiger noch denn zuvor; und sie huben unendlichen Kampf an,

 
165   Folgsam sein, wir straften an euerem Vater die schnöden
Kränkungen; denn er zuerst verübele Thaten des Unfugs.

Jene sprachs; doch sie alle durchdrang Furcht; keiner von ihnen
Redete. Mut nun faßte der unausforschliche Kronos,
Und er sagte darauf der achtbaren Mutter die Antwort:

660   Alle des Tags, was weiblich gebildet war, oder was männlich:
Dort die titanischen Götter, und hier die Erzeugten des Kronos,
Und die Zeus an das Licht aus des Erebos Tiefen hervorließ,
Schreckliche, groß an Kraft, und voll unermeßlicher Stärke.
Hundert Riesenarm' entstrebeten ihren Schultern,
 

170  

Mutter, ich selbst wohl möcht' einwilligend jezo vollenden
Diese That; mir ist ja der übelnamige Vater
Widerlich; denn er zuerst verübele Thaten des Unfugs.

Also der Sohn; und innig erfreute sich Gäa die Riesin.
Ihn nun barg sie im Halte versteckt, und fügt' in die Hand ihm

  665   Aller zugleich; und fünfzig entsezliche Häupter auf jedem
Wuchsen daher von der Schulter, bei ungeheueren Gliedern.
Jezt den Titanen entgegen gestellt zu grauser Befehdung,
Trugen sie steiles Geklipp mit nervichten Fäusten umklammert.

Drüben auch die Titanen befestigten ihre Geschwader,

 
175   Die scharfzahnige Hipp', und ordnete allen Betrug an.
Jezt herführend die Nacht kam Uranos, und um die Gäa
Breitet' er liebend sich aus, voll Lüsternheit übergedehnet,
Ringsher. Aber es fuhr aus dem Halte der Sohn mit der Linken
Aufwärts, und mit der Rechten ergrif er die mächtige Hippe,
  670   Freudiges Muts. Da erschien, was Hand' und Kräfte vermochten,
Hier und dort. Laut rauschte die Flut des unendlichen Meeres,
Laut auch krachte die Erd', und es dröhnte der wölbende Himmel,
Mächtig bewegt, ja von unten erbebten die Höhn des Olympos,
Durch der Unsterblichen Schwung; selbst drang die Erschütterung graunvoll
 
180   Lang und scharfgezahnt, und die Kraft des eigenen Vaters
Mähet' er schleunig hinweg, und zurück die geschwungene warf er
Hinter sich. Jene nunmehr floh nicht aus der Hand ihm vergebens:
Denn so viel auch Tropfen entrieselten purpurnes Blutes,
All' empfing sie die Erd'; und in rollender Jahre Vollendung
  675   Bis in des Tartaros Nacht vom Gestampf, und der gellende Ausruf
Vom endlosen Getös', und der Würf' anprallendes Schmettern.
Denn hin flogen und wieder geschnellete Jammergeschosse;
Und ein Geschrei ringsher, das zum sternichten Himmel emporscholl,
Reizte den Kampf; und sie rannten mit wütendem Hall an einander.
 
185   Wuchsen Erinnyen gräßlich hervor, und große Giganten,
Hell von Waffen umblinkt, langragende Speer' in den Händen,
Auch die man melische Nymfen benamt im unendlichen Weltraum.
Aber die Kraft wie er solche, sobald sie entmähet der Demant,
Nieder warf bei Epeiros zum weitaufwogenden Abgrund,
  680   Auch nicht hemmte Kronion den Mut noch; sondern erfüllt ward
Ihm von dem heftigen Mute das Herz, und er zeigete völlig
Seine Gewalt; und sogleich vom Himmel einher und Olympos
Wandelte rastlos blizend der Donnerer. Siehe, die Wetter,
Schlag auf Schlag, mit Geroll und zuckenden Leuchtungen flogen
 
190   Also wallte sie lange das Meer durch. Weiß dann erhub sich
Schaum dem unsterblichen Leib ringsum, in welchem ein Mägdlein
Aufwuchs. Siehe, zuerst dem heiligen Lande Kythera
Nahte sie, dorther dann der meerumflossenen Kypros.
Jezo entstieg die schöne, die herliche Göttin; da Kräuter
  685   Rasch aus der nervichten Hand, und schlängelten heilige Flamme,
Häufiges Flugs; weit krachte das nahrungsprossende Erdreich
Brennend empor, und in Glut rings knatterte mächtige Waldung.
Auf nun brauste die Erd', und der Strom des Okeanos ringsum,
Auch das verödete Meer; und die erdgebornen Titanen
 
195   Unter dem niedlichen Fuß sie umblüheten. Doch Afrodite
Nennen sie Götter sowohl als Sterbliche, weil sie aus Meerschaum
Aufwuchs; und Kythereia, dieweil bei Kythera sie antrieb.
Eros begleitete sie, auch Himeros folgte, der schöne,
Als sie, die Neugeborne, zur Schaar der Unsterblichen hinging.
  690   Ängstete heißes Gedünst; denn es flammt' in die heiligen Lüfte
Endlos, daß auch die Augen der Stärkeren selber geblendet
Starrten dem schimmernden Glanze des Donnerstrals und des Blizes.
Fürchterlich drang bis zum Chaos die Schwül' ein. Gleich war der Anblick
Jezt den Augen zu schaun, und der Hall zu vernehmen den Ohren,
 
200   Doch dies ward vom Beginn ihr Ehrenamt und geloostes
Antheil unter den Menschen und ewigwaltenden Göttern:
Jungfraunhaftes Gekos', anlächelnder Blick und Bethörung,
Auch holdselige Lust, Liebreiz, und schmeichelnde Anmut.

Jen' izt nannte Titanen mit strafendem Namen der Vater

  695   Wie wenn gegen die Erd' hochher der gewölbete Himmel
Nahete; denn so möchte der lauteste Schall sich erheben,
Wo die zermalmte zugleich, und der oben zermalmende krachte:
Also scholl das Getön, da zum Kampf anrannten die Götter.
Wild auch tobten die Wind', und wirbelten Staub und Zerrüttung,
 
205   Uranos, gegen die Kinder entbrannt, die er selber gezeuget;
Denn er sprach, ausstreckend die Hand in frevelem Leichtsinn
Hätten sie Großes verübt, dem einst nachfolgte die Ahndung.

Kinder der Nacht sind das grause Geschick, und die dunkele Ker auch,
Samt dem Tod', und dem Schlaf, und dem schwärmenden Volke der Träume;

  700   Wirbelten Donner und Bliz, und lodernde Keile des Wetters,
Zeus' des erhabnen Geschoß, und stürmten Geschrei und Tumult her
Zwischen die streitenden Mächt'; und es stieg graunvolles Getös' auf,
Jenes entsezlichen Kampfs, und tapfere Thaten erschienen:
Bis sich neigte die Schlacht. Doch zuvor auf einander gerichtet,
 
210   Keinem gesellt in Liebe gebar sie die finstere Göttin.
Weiter den Momos darauf, und die hart anfechtende Mühsal,
Hesperiden zugleich, jenseit der Okeanosströmung,
Die Goldäpfel bewachen, und Goldfrucht tragende Bäume;
Auch die Mören gebar sie, die grausam strafenden Keren,
  705   Kämpften sie eiferig fort durch tobendes Waffengetümmel.

Jen' im Vordergewühl erregten die Schlacht des Entsezens,
Kottos, Briáreos auch, und der rastlos kämpfende Gyges,
Die dreihundert Felsen zugleich mit gewaltigen Armen
Schleuderten, Wurf an Wurf; daß weit ihr Geschoß den Titanen

 
215   Welche, der Menschen und Götter Vergehungen strenge verfolgend,
Nie, die Göttinnen! ruhn vom schrecklichen Grimme des Zornes,
Bis sie verderbliche Rach' an jedem geübt, der gesündigt.
Jezo die Nemesis auch, den sterblichen Menschen zum Unheil,
Zeugte die Nacht; hierauf den Betrug und die Liebe gebar sie,
  710   Schattete. Jezt in die Kluft des weitumwanderten Erdreichs
Scheuchten sie jene hinab, und legeten schmerzende Band' an,
Mit obsiegender Hand, wie sehr unbändig sie trozten,
So weit unter der Erd', als über der Erd' ist der Himmel:
Denn gleich fern von der Erd' ist des Tartaros finsterer Abgrund.
 
220   Auch unseliges Alter, und hart anringende Zwietracht.
Eris, der Zwietracht Göttin, gebar mühselige Arbeit,
Auch Vergessenheit, Hunger zugleich, und thränende Schwermut,
Kriegesschlacht, und Gefecht, und Mord, und Männervertilgung,
Hader, und teuschende Wort', und Gegenworte des Eifers,
  715   Wenn neun Tag' und Nächte dereinst ein eherner Amboß
Fiele vom Himmel herab, am zehenten käm' er zur Erde;
Wenn neun Tag' und Nächte sodann ein eherner Amboß
Fiele hinab von der Erd', am zehenten käm' er zum Abgrund.
Ehrnes Geheg' umläuft den Tartaros; aber umher ruht
 
225   Ungesez, und Schuld, die vertraut umgehn mit einander;
Auch den Eid, der am meisten den sterblichen Erdebewohnern
Schaden bringt, wenn einer mit Fleiß Meineide geschworen.

Nereus, den wahrhaften Gott, den untrüglichen, zeugete Pontos,
Ihn den ältesten Sohn; man nennt ihn aber den Meergreis,

  720   Dreifach gelagerte Nacht an dem Eingang; oben herab dann
Wachsen die Wurzeln der Erd' und des ungebändigten Meeres.
Alda sind die Titanen im nachtenden Schlunde des Dunkels
Eingehemmt, nach dem Rathe des schwarzumwölkten Kronion,
Tief in der dumpfigen Kluft, am Rand der unendlichen Erde.
 
230   Weil er unfehlbar ist, ein Freundlicher, welcher, dem Unfug
Nimmer geneigt, nur gerechten und freundlichen Handlungen nachsinnt.
Weiter den mächtigen Thaumas darauf, und den mutigen Forkys,
Zeugt' er, der Gäa gesellt, und die rosenwangige Keto,
Auch Eurybia, starr wie des Demants Härte gesinnet.
  725   Keiner vermag zu entfliehn; denn es schloß Poseidon den Ausgang
Fest mit eherner Pfort', und rings umschränkt sie die Mauer.
Gyges auch, und der stolze Briáreos, neben dem Kottos,
Wohnen daselbst, als Wächter dem Ägiserschütterer dienend.
Dort sind der dunkelen Erd', und des finstern tartarischen Abgrunds,
 

235  

Nereus aber gewann hochherliche Kinder von Nymfen
In dem verödeten Meer, und der ringellockigen Doris,
Ihr des Okeanos Tochter, des allumgrenzenden Stromes:
Proto, Eukráte zugleich, und Amfitrite, mit Sao,
Thetis auch, und Galene, zugleich Eudora, mit Glauka,

  730   Auch des verödeten Meers, und des sternumfunkelten Himmels,
Aller Beginn' und Enden sind dort mit einander versammelt,
Fürchterlich dumpf, voll Wustes, wovor selbst grauet den Göttern.
Eine unendliche Kluft! Selbst nicht am Ende des Jahres
Käm' auf den Grund, wer einmal hinein in die Pforte gedrungen;
 
240   Speio, Kymóthoe dann, auch Thália, lieblicher Anmut,
Melite dann voll Reizes, Eulimene dann, und Agaue,
Erato dann, und Pasithea dann, mit der schönen Euneike,
Doto zugleich, und Ploto, Dynamene dann, und Ferusa,
Auch Aktäa, Nesäa zugleich, und Protomedeia,
  735   Sondern ihn stürmte von hier und von dort ein Orkan dem Orkane
Wütend daher. Entsezlich sogar unsterblichen Göttern
Droht dies Gräul! Auch der düsteren Nacht graunvolle Behausung
Steht aldort, in Gewölk von dunkeler Bläue gehüllet.

Vor ihr trägt Iápetos' Sohn das Gewölbe des Himmels,

 
245   Doris, und Pánope dann, und die edle Gestalt Galateia,
Auch Hippothoe dann, und Hipponome, rosiges Armes,
Auch Kymódoke, welche die Wog' in der dunkelnden Salzflut,
Und raschwandelnder Wind' Anhauch, mit Kymatolege
Leicht zu besänftigen weiß, und der rüstigen Amfitrite;
  740   Hoch dastehend, mit Haupt und unermüdeten Armen,
Unverrückt: wo die Nacht und Hemera, ferne sich wandelnd,
Eine die andre begrüßt, um die mächtige Schwelle des Erzes
Schwingend den Lauf. Wann die eine hinabsteigt, gehet die andre
Schon aus der Pfort', und nie sind im Inneren beide geherbergt;
 
250   Kymo, Eïone dann, und im herlichen Kranz Halimede,
Pontoporeia zugleich, und Glaukonome, freundliches Lächelns
Laomedeia, Leiagore dann, Euagore nächst ihr,
Auch, mit Polynome dann und Autonoe, Lysianassa,
Auch Euarne, gefällig an Wuchs, untadliches Ansehns,
  745   Sondern die ein' ist immer beschäftiget außer der Wohnung,
Und umwandelt die Erd', und die andere, drinnen im Hause,
Wartet indeß, bis ihr des Hervorgehns Stunde herannaht.
Jene bringt die Helle des Lichts den Erdebewohnern;
Diese den Schlaf in den Armen, den Zwillingsbruder des Todes,
 
255   Psamathe dann, von holder Gestalt, und die hehre Menippe,
Neso, Eupompe zugleich, auch Pronoe, samt der Themisto,
Auch Nemertes, vom Geiste beseelt des unsterblichen Vaters.
Diese gesamt entsprossen dem unvergleichbaren Nereus,
Fünfzig blühende Töchter, untadlicher Werke verständig.
  750   Sie die schreckliche Nacht, umhüllt mit finsterer Wolke.

Auch die Söhne der Nacht, der düsteren, haben ihr Haus dort,
Beide, der Schlaf und der Tod, die furchtbaren! Nimmer auf jene
Schauet Helios her mit leuchtenden Sonnenstralen,
Steig' er zum Himmel empor, und senk' er sich wieder vom Himmel.

 

260  

Thaumas erkohr des tiefen Okeanos Tochter Elektra
Sich zum Weib': ihm gebar sie die hurtige Iris, darauf auch
Schöngelockte Harpyen, Okypete, samt der Aëllo:
Welche der Wind' Anhauch und himmlische Vögel erreichen,
Rasch mit der Fittige Schwung; denn sie heben sich über die Luft hin.

  755   Jener geht auf der Erd' und dem weiten Rücken des Meeres
Ruhig immer umher und freundlich den Menschenkindern.
Diesem starrt von Eisen der Sinn, und das eherne Herz ist
Mitleidslos in der Brust; und welchen er hascht von den Menschen,
Hält er fest; ein Entsezen sogar unsterblichen Göttern.
 

265  

Keto gebar dem Forkys die rosenwangigen Gräen,
Seit der Geburt schon grau, die drum Grauhaarige nennen
So unsterbliche Götter, wie sterbliche Erdebewohner,
Schön Pefredo im Schmuck, und im Safranmantel Enyo:
Auch der Gorgonen Geschlecht, jenseit des Okeanos wohnend,

 

760  

Auch die hallende Burg des unterirdischen Gottes
Aïdes steht aldort, und der schrecklichen Persefoneia,
Vorn; und der scheußliche Hund bewacht die Pforte der Wohnung,
Mitleidslos; Tück' hat er und Arglist. Dem, der hineingeht,
Pflegt er zugleich mit dem Schwanz und beiden Ohren zu schmeicheln;

 
270   Hart an der Grenze der Nacht, bei den singenden Hesperiden,
Stheino, Eurýale auch, und die jammervolle Medusa.
Sie war sterblich allein, doch Tod so wenig wie Alter
Kannten die zwo: mit der einen verband sich der Finstergelockte,
Auf sanftgrasiger Wies', in des Frühlinges Blumengewimmel.
  765   Aber hinausgehn darf nicht einer ihm, sondern belaurend
Schlingt er hinab, wen er hascht, indem aus der Pforte des starken
Aïdes schleichen er will, und der schrecklichen Persefoneia.

Dort auch hauset zugleich, verhaßt den unsterblichen Göttern,
Styx, des kreisenden Stroms Okeanos älteste Tochter,

 
275   Aber da Perseus jezo das Haupt ihr vom Halse gehauen,
Stürmte der große Chrysaor hervor, und Pegasos wiehernd.
Pegasos wurde benamt von den nahen Okeanosquellen:
Und von dem goldenen Sehwert, das die Hand' ihm füllte, Chrysaor.
Jener, im Flug' auffahrend vom heerdeweidenden Erdreich,
  770   Furchtbar und hehr: abwärts den Unsterblichen wohnet sie prachtvoll
Unter erhabenem Felsengewölb'; und ihr ruchtbares Haus ist
Ringsumher bis zum Himmel mit silbernen Seulen befestigt.
Selten einmal geht Iris, die flüchtige Tochter des Thaumas,
Hin auf weitem Rücken des Meers, und bringet ihr Botschaft,
 
280   Kam zu der Götter Geschlecht, und wohnt im Palaste Kronions,
Donner und Bliz zu tragen für Zeus, den waltenden Herscher.

Den dreihauptigen Riesen Geryones zeugte Chrysaor,
Mit der Kalliroe buhlend, des edlen Okeanos Tochter.
Diesen erschlug und enthüllte die hohe Kraft Herakles,

  775   Wann einst Hader und Zank sich erhub in der Götter Versammlung,
Und wann jemand log, der olympische Höhen bewohnet.
Zeus dann sendet die Iris, zum großen Schwure der Götter
Fern in goldener Schale das ruchtbare Wasser zu bringen,
Welches kalt aus der Jähe des unersteiglichen Felsens
 
285   Beim schwerwandelnden Vieh, in dem Fruchteiland' Erytheia,
Jenes Tags, da den Schwarm breitstirniger Rinder gen Tiryns
Heiligen Fluren er trieb; denn durch des Okeanos Enge
Fuhr er, und schlug den Wärter Eurýtion nieder, und Orthros,
Dort in dem dunklen Geheg, jenseit der Okeanosströmung.
  780   Niederrinnt, und sich unter das weitumwanderte Erdreich
Durch schwarzdunkele Nacht kraftvoll aus dem heiligen Strome
Stürzt, des Okeanos Arm; denn ein Zehntheil ward ihr beschieden.
Neun der Theil' um die Erd' und den weiten Rücken des Meeres
Rollt mit Silbergewirbel der Strom, und fällt in die Salzflut;
 

290  

Jene gebar von neuem ein unausringbares Scheusal,
Ungleich sterblichen Menschen sowohl, wie unsterblichen Göttern,
In dem gehöhleten Fels, die grausame Göttin Echidna:
Halb schönwangige Nymfe, mit freudiger Schnelle des Blickes,
Halb unermeßliche Schlang', in furchtbare Größe gedehnet,

  785   Aber das ein' entsprudelt dem Fels, zum Verderben der Götter.
Welcher nun, ausgießend des Tranks, von den seligen Göttern
Meineid schwört, die bewohnen das Haupt des beschneiten Olympos,
Solcher liegt entathmet bis ganz zur Vollendung des Jahres;
Niemals findet er auch der Ambrosia oder des Nektars
 
295   Buntgefleckt, rohfressend im Schooß des heiligen Landes.
Dort ist unten die Kluft ihr gehöhlt in die Tiefe des Felsens,
Fern von sterblichen Menschen hinweg und unsterblichen Göttern;
Denn dort liehn ihr die Götter die ruchtbare Wohnung zum Antheil:
Graunvoll unter der Erd' in Arima hauset Echidna,
  790   Sättigung; sondern er liegt, der Stimme beraubt und des Athems,
Auf gebreitetem Lager, umhüllt von der bösen Betäubung.
Aber nachdem er die Krankheit ein völliges Jahr nun geduldet,
Schrecklich empfängt ihn jezt nach anderem anderes Elend.
Und neun Jahr' ist solcher getrennt von den ewigen Göttern;
 
300   Sie die unsterbliche Nymf' in stets unaltender' Jugend.

Ihr dann, sagen sie, nahte mit traulicher Liebe Tyfaon,
Ein unbändiger Wind, der freudigblickenden Jungfrau,
Und die begattete trug und gebar hartherzige Kinder.
Siehe, den Orthros gebar sie zuerst, des Gerýones Wachthund;

  795   Nie auch wird er des Raths Theilnehmender, oder des Mahles,
Voll neun Jahre hindurch; im zehenten nahet er wieder
Zu der Unsterblichen Schaar, die olympische Höhen bewohnen.
Also weihten die Götter zum Schwur der Styx unvergänglich
Alte Flut, die des schroffen Geklüfts Abhänge durchströmet.
 
305   Hierauf trug sie das grause, das unausprechliche Scheusal,
Kerberos, Aïdes Hund mit ehernem Laut, den Verschlinger,
Voll schamloser Gewalt, den funfzighauptigen Wütrich.
Drauf zum dritten gebar sie die unheilsinnende Hyder
Lerna's, welche genährt die lilienarmige Here,
 

800  

Dort sind der dunkelen Erd', und des finstern tartarischen Abgrunds,
Auch des verödeten Meers, und des sternumfunkelten Himmels,
Aller Beginn' und Enden sind dort mit einander versammelt,
Fürchterlich dumpf, voll Wustes, wovor selbst grauet den Göttern,
Dort ist die schimmernde Pforte zugleich, und die eherne Schwelle,

 
310   Ewigen Groll nachtragend der hohen Kraft Herakles.
Doch Zeus' Sohn hat diese mit grausamem Erze gebändigt,
Er, der Amfitryonid', und der streitbare Held Iolaos,
Weisem Rath der Athene, der Beutegewährerin, folgsam.
Auch die Chimära gebar sie, die flammende Glut mit Gewalt blies,
  805   Unbewegt, mit tief hinstrebenden Wurzeln gegründet,
Selbstentsproßt; und vorn, von den Ewigen allen gesondert,
Wohnt der Titanen Geschlecht, jenseit des düsteren Chaos.
Durch des donnernden Zeus ruhmwürdige Bundesgenossen
Hausen in Wohnungen dort an Okeanos' untersten Gründen,
 
315   Ungeheuer und graß, machtvoll und stürmisches Anlaufs.
Und sie erhub drei Häupter: des funkelnden Löwen war eines,
Dieses der Geiß, und jenes des machtvoll schlängelnden Drachen.Aus Homer.
Ihr gab Pegasos Tod, und der tapfere Bellerofontes.
Auch die verderbliche Fix, zum Weh der Kadmeier, gebar sie
  810   Kottos und Gyges zugleich. Den Briareos, weil er so stark war,
Machte zum Eidam sich der tosende Ländererschüttrer,
Und vertraut' ihm zur Ehe die Tochter Kymopoleia.

Aber nachdem die Titanen hinab vom Himmel gedrängt Zeus,
Brachte den jüngsten Sohn, den Tyfóeus, Gäa die Riesin,

 
320   Durch des Orthros Verein, und den nemeiäischen Löwen:
Den einst Here genährt, Zeus' rühmliche Lagergenossin,
Und zum Verderb der Menschen gesandt in die Fluren Nemeia's.
Dort herbergt' er umher, und betrog viel Menschengeschlechter,
Ringsum herschend in Tretos, in Apesas, und in Nemeia;
  815   Durch des Tartaros Lieb', und die Huld der goldenen Kypris.
Ihm sind Hände verliehn, die ein Werk vornehmen mit Nachdruck,
Rüstige Füße zugleich, dem gewaltigen; und von den Schultern
Wanden sich hundert Häupter des graunvoll schlängelnden Drachen,
Leckend mit finsteren Zungen umher, und der gräßlichen Häupter
 
325   Doch ihn bezwang obsiegend die hohe Kraft Herakles.

Keto gebar auch den jüngsten, genaht in Liebe dem Forkys,
Ihn, den entsezlichen Drachen, der tief in der westlichen Erdbucht,
Draußen am Ende des Alls, hochgoldene Äpfel behütet.
Dieses Geschlecht hat Forkys erzeugt mit der göttlichen Keto.

  820   Jeglichem zuckt' aus den Augen ein Glutstral unter den Wimpern;
So aus den Häuptern gesamt, wenn er schauete, brannt' es wie Feuer.
Auch war hallende Stimm' in allen entsezlichen, Häuptern,
Von vielartigem Wundergetön: denn in häufigem Wechsel
Lautete jezt für die Götter verständliches; jezo hinwieder
 
330   Tethys aber gebar dem Okeanos wirbelnde Ströme:
Neilos, Eridanos auch, den Strudeler, und den Alfeios,
Strymon, Mäandros zugleich, und den schönhinflutenden Istros,
Auch Acheloos mit Silbergeroll, auch Rhesos, und Fasis,
Nessos, und Rhodios auch, Heptaporos, und Haliakmon,
  825   Scholl es, wie dumpfes Gebrüll des in Wut anrasenden Stieres;
Jezo gleich, wie des Löwen von unaufhaltsamer Kühnheit;
Jezo gleich dem Gebelfer der Hündelein tönet' es seltsam;
Jezo wie gellendes Pfeifen, daß rings nachhallten die Berghöhn.
Und bald kam an dem Tag' unheilsame That zur Vollendung,
 
335   Simois dann, den gefeirten, Granikos dann, mit Äsepos,
Hermos, und, mit Peneios, den wasserreichen Kaïkos,
Ladon, Parthenios auch, und des großen Sangarios Gottheit,
Auch Euenos, Ardeskos zugleich, und den edlen Skamandros.

Töchter gebar sie darauf, hochheilige, welche des Erdreichs

  830   Daß Er Sterbliche so wie Unsterbliche jezo beherschte;
Hätte nicht scharf es bemerkt der Menschen und Ewigen Vater.
Ernst nun schwang er die Donner, und donnerte; rings in dem Aufruhr
Toste das Land graunvoll, und der wölbende Himmel von oben,
Auch des Okeanos Strom, Meerflut und tartarischer Abgrund.
 
340   Männer zur Reif aufnähren, sie selbst und der Herscher Apollon,
Auch die Ströme; denn solches beschied Zeus ihnen zum Antheil.
Peitho, Admete zugleich, Ianthe sodann, und Elektra,
Doris, und Prymno zunächst, und Urania, göttlicher Bildung,
Klymene, Rhodia auch, Kalliroe dann, mit der Hippo,
  835   Ja dem unsterblichen Fuß erbebten die Höhn des Olympos,
Als sich der Herscher erhub; und tiefauf dröhnte das Erdreich.
Beiden entloderte Brand, um das finstere Meer sich verbreitend,
Hier von dem Donner und Bliz, und dort von der Flamme des Scheusals,
Von glutwirbelndem Sturm, und zuckendem Strale der Wetter.
 
345   Zeuxo, und Klytie dann, und Pasithoe, samt der Idya,
Galaxaure, Plexaure zugleich, und die holde Dione,
Thoe, Melóbosis dann, und die edle Gestalt Polydora,
Dann, mit der schönen Kerkeïs, die hoheitblickende Pluto,
Xanthe, samt Ianeira, Perseïs auch, und Akaste,
  840   Auf nun brauste die Erd', und der Himmel umher, und die Meerflut;
Und die Gestad' umtobt' unermeßliches Wogengetümmel,
Durch der Unsterblichen Schwung; und es schwankte das All in Erschüttrung.
Aïdes selber erschrak, der unteren Todten Gebieter,
Auch der Titanen Geschlecht im Tartaros drunten um Kronos,
 
350   Auch Europa, Menestho zugleich, und die schlanke Peträa,
Metis, Eurýnome dann, und im Safranmantel Telestho,
Asia dann, Kreseïs darauf, und die hehre Kalypso,
Tyche, mit Amfiro dann, und Okýroe, samt der Eudora,
Styx auch, welche vor allen in höherer Würde hervorragt.
  845   Vor dem unendlichen Lerm und dem furchtbaren Kampf der Entscheidung.
Als nun seine Gewalt Zeus sammelte, nahm er die Waffen,
Bliz und Donner zugleich, und lodernde Keile des Wetters,
Schlug dann hoch vom Olympos im Ansprung: alle gesamt nun
Sengt' er die gräßlichen Häupter hinweg des gewaltigen Scheusals.
 
355   Diese von Tethys zugleich und Okeanos stammenden Töchter
Sind durch Alter erhöht; auch giebts noch viele der andern.
Denn drei Tausende sind leichtfüßiger Okeaninen,
Welche verstreut in Menge das Land und die Gründe des Meeres
Ringsumher durchschalten, der Göttinnen herliche Kinder.
  850   Aber nachdem er ihn jezt mit schmetternden Schlägen gebändigt,
Sank er gelenklos hin; und es seufzte die mächtige Erd' auf.
Lodernde Glut entströmte dem niedergedonnerten Herscher,
In des Ätna-Gebirgs Waldthalen, den felsigen dunklen,
Wo er erlag; weit brannte die mächtige Erd' in des Wetters
 
360   Eben so viel auch sind dumpfrauschender Ströme noch übrig,
Sie, des Okeanos Söhn', und der ehrfurchtwürdigen Tethys:
Welche gesamt mit Namen ein Sterblicher schwerlich benennet;
Doch sie kennen für sich die zunächst anwohnenden Männer.

Theia gebar voll Glanzes den Helios, und die Selene,

  855   Stürmischer Loh', und zerfloß, dem schmelzenden Zinne vergleichbar,
Welches der Jünglinge Kunst im wohlgehöhleten Tiegel
Glühete; oder wie Eisen, das stark vor allem Metall ist,
In des Gebirgs Waldthalen von flammender Hize gebändigt,
Schmilzt in dem heiligen Grund, durch künstliche Hand des Hefästos:
 
365   Eos auch, die allen den Erdbewohnenden leuchtet,
Und den Unsterblichen rings im weitumwölbenden Himmel:
Diese gebar einst Theia der liebenden Macht Hyperions.

Aber dem Krios gebar Eurybia mächtige Söhne,
Pallas samt Asträos, die hoch vorragende Göttin,

  860   Also zerschmolz auch die Erd' in stralender Lohe des Feuers.
Zeus dann schwang ihn ergrimmt in des Tartaros räumigen Abgrund.

Von dem Tyfóeus stammt die Gewalt naßhauchender Winde,
Außer dem Süd und dem Nord und dem blaßumschauerten Westwind;
Denn sie sind aus Göttergeschlecht, und den Sterblichen heilsam.

 
370   Perses auch, der vor allen an kundigem Geiste sich ausnahm.

Eos gebar dem Asträos die Wind' unbändiges Mutes,
Zefyros, blaßumschaurt, und Boreas, stürmisch im Anlauf,
Notos auch, da in Liebe zum Gott sich die Göttin gelagert.
Auch den Fosforos jezo gebar die heilige Frühe,

  865   Aber die anderen wehn als Mishauch' über die Meerflut:
Die, nun plözlich daher in die finstere Woge sich stürzend,
Rasen mit stürmender Wut, den sterblichen Menschen zum Unheil.
Dann wehn andere anderswohin, und zerstreun und verderben
Schiff und Segler zugleich; und des Wehs ist nimmer Errettung
 
375   Samt den leuchtenden Sternen, womit sich kränzet der Himmel.

Styx, des Okeanos Tochter, gebar aus des Pallas Gemeinschaft
Zelos zugleich im Palast, und die hold anwandelnde Nike;
Dann auch Kraft und Gewalt, hochherliche Kinder, gebar sie.
Nimmer von Zeus ist ihnen entfernt, Haus weder, noch Sizung,

  870   Sterblichen, die, von jenen ereilt, durch die Brandungen hinfliehn.
Auch auf dem Boden umher des unendlichen blühenden Erdreichs
Bringen sie Leid, und verderben der Ackerer schöne Bestellung,
Alles mit Staub anfüllend und fürchterlich raffendem Aufruhr.

Als die seligen Götter nunmehr vollendet die Arbeit,

 
380   Nimmer ein Gang, wo nicht der geleitende Gott sie daherführt;
Sondern sie wohnen mit Zeus, dem Donnerer, immer gemeinsam.
Denn das ordnete Styx, die unsterbliche Okeanine,
Jenes Tags, da umher der olympische Stralenentschwinger
Alle die ewigen Götter berief zum hohen Olympos.
  875   Und die Titanen im Streit um Ehr' und Würde bewältigt;
Jezo vertraueten sie den Oberbefehl und die Herschaft,
Gäa's Rathe gemäß, dem olympischen Ordner der Welt Zeus,
Aller Unsterblichen rings; und Er vertheilte die Ehren.

Zeus nun, der König der Götter, erkohr als erste Genossin,

 
385   Welcher Gott, so sprach er, mit ihm die Titanen bekämpfte,
Niemals sollt' er der Ehren beraubt sein, sondern ein jeder
Trüge die vorige Würd' in der ewigen Götter Versammlung;
Aber wer ganz ungeehrt und amtlos wäre bei Kronos,
Würd' er zu Amt und Ehre, wie recht und billig, erheben.
  880   Metis, die kundigste weit vor sterblichen Menschen und Göttern.
Aber da ihr, zu gebären die heilige Pallas Athene,
Nahte die Zeit, jezt listig mit sanft einnehmenden Worten
Teuscht' er ihr Herz, und barg im eigenen Bauche die Göttin,
So wie Gäa befahl, und des sternichten Uranos Ausspruch.
 
390   Siehe, zuerst kam Styx, die unsterbliche, zu dem Olympos,
Führend die Kinder zugleich, auf den Rath des lieben Erzeugers.
Sie nun ehrete Zeus, und verlieh ausnehmende Gaben:
Denn sie selbst bestimmt' er zum heiligen Schwure der Götter,
Und die Kinder zu sein ihm selbst Mitwohner auf ewig.
  885   Denn das riethen ihm beide, damit die Herschergewalt nicht
Nähme, für Zeus, ein andrer der ewigwaltenden Götter.
Denn ihr beschied, zu gebären verständige Kinder, das Schicksal:
Erst die Tritogeneia, des Zeus blauäugige Tochter,
Gleich dem erhabenen Vater an Kraft und weiser Entschließung.
 
395   So auch allen gesamt vollendet' er, was er gelobet,
Sonder Fehl; und er selber gebeut und herschet mit Allmacht.

Föbe naht' in Liebe des Köos reizendem Lager;
Und nachdem sie empfangen, vom Gott die Göttin, gebar sie
Leto in dunklem Gewande, die immer freundliche Tochter,

  890   Hierauf war auch den Sohn ihr bestimmt zu gebären, der künftig
Götter und Menschen zugleich mit gewaltigem Geiste beherschte.
Aber zuvor barg Zeus im eigenen Bauche die Göttin,
Daß ihm solche hinfort ankündete Gutes und Böses.

Themis, darauf Zeus' Gattin, die herliche, bracht' ihm die Horen,

 
400   Mild den sterblichen Menschen gesinnt, und unsterblichen Göttern,
Freundlich schon vom Beginn, die sanfteste auf dem Olympos.
Auch die gepriesene Tochter Asteria trug sie, die Perses
Führte zum großen Palast, als trauliche Lagergenossin.
Und sie empfing vom Gatten die Hekate, welche vor allen
  895   DikeEunómia dann, und die blühende Tochter Eirene:
Welche dem Menschengeschlecht vollzeitigen alles Beginnen;
Auch die Mören, von Zeus ausnehmender Ehre gewürdigt,
Klotho, Lachesis auch, und Atropos: welche zur Mitgift
Bei der Geburt austheilen den Sterblichen Gutes und Böses.
 
405   Zeus Kronion geehrt, und glänzende Gaben ihr darbot,
Schicksalsmacht auf der Erd' und dem endlos wildernden Meere;
Auch vom sternigen Himmel zugleich ward Ehrengeschenk ihr,
Und hoch ist sie vor allen geehrt den unsterblichen Göttern.
Denn auch jezt, wann einer der erdebewohnenden Menschen
 

900  

Auch drei Chariten bracht' ihm Eurynome, rosige Jungfraun,
Sie, des Okeanos Tochter, geschmückt mit reizender Schönheit:
Thália, lieblich an Wuchs, Eufrósyne, samt der Aglaja:
Diesen entträuft von der Wimper im Anblick süßes Verlangen,
Schmelzendes; denn sie blicken so hold aus der Brauen Umwölbung.

 
410   Nach dem Gesez darbringet ein heiliges Opfer der Sühnung,
Ruft er die Hekate an: und große Verherlichung folgt ihm
Leicht, woferne mit Huld sein Flehn anhörte die Göttin;
Reichthum schenket sie auch; weil Macht und Vermögen ihr beiwohnt.
Denn so viel von Gäa und Uranos wurden erzeuget,
  905   Jener bestieg der Demeter, der Allernährerin, Lager;
Und sie gebar ihm die schöne Perséfone, die Aïdoneus
Raubte der Mutter hinweg, denn sie gab der erhabne Kronion.
Von Mnemósyne dann, der schöngelockten, entbrannt' er,
Der die Musen enstammen, geziert mit goldenem Haarband,
 
415   Und mit Ehren belehnt, von allen geneußt sie ein Antheil.
Nichts auch hat der Kronide mit Zwang ihr wieder geraubet,
Was in der Urherschaft der titanischen Götter ihr zufiel;
Sondern sie hat, was vom ersten Beginn ihr gemessen die Theilung.
Nicht ist gekürzt ihr die Ehr', als eingeborenen Göttin,
  910   Neun, der festlichen Schmause vergnügt, und des frohen Gesanges.

Leto gebar den Apollon, und Artemis, froh des Geschosses,
Beide vom holdesten Wuchs vor den sämtlichen Uranionen,
Leto, gesellt in Liebe dem Donnerer Zeus Kronion.

Dieser erkohr nun Here zulezt als blühende Gattin;

 
420   Deren Gewalt ausgeht durch Erd' und Himmel und Meerflut;
Nein weit herlicher noch, weil Zeus Kronion sie ehret.
Welchem sie will, dem naht sie mit Hülf und kräftigem Beistand;
Und hoch raget er, welchen sie will, in des Volkes Versammlung.
Wann zur vertilgenden Schlacht ausziehn die gerüsteten Männer,
  915   Und sie gebar die Hebe, mit Eileithya und Ares,
Ihrem Gemahl beiwohnend, dem waltenden Herscher der Welt Zeus.

Ihm aus dem eigenen Haupt fuhr Zeus' blauäugige Tochter,
Schrecklich, umrauscht vom Gewühl, Heerführerin, nimmer bezwungne
Herscherin, die an Getöse sich freut, und an Kampf und Entscheidung.

 
425   Dann auch, welchen sie will, naht stets mit Hülfe die Göttin,
Huldreich Sieg zu verleihn, und Ruhm zu gewähren und Obmacht;
Auch im Gericht sizt jene bei ehrenvollen Gebietern.
Gut dann ist sie, wo Männer die Kraft' anstrengen im Wettkampf,
Weil auch dort die Göttin mit Hülf annahet und Beistand;
 

920  

Here gebar den Hefästos darauf, ohn' alle Gemeinschaft,
Aus sich selbst, denn sie zürnt' und eiferte ihrem Gemahle,
Ihn, der an Kunst vorraget den sämtlichen Uranionen.

Amfitrite sodann und der tosende Ländererschüttrer
Zeugeten Tritons Macht, des gewaltigen, der an des Meeres

 
430   Wer nun siegte mit Stärk' und Tapferkeit, träget das Kleinod
Leicht davon, und fröhlich gewähret er Ruhm den Erzeugern.
Dann den Reisigen, welchen sie will, ist sie gute Gehülfin;
Jenen auch, welche des Meers aufstürmende Bläue durchstreben,
Und zu der Hekate flehn, und dem brausenden Ländererschüttrer.
  925   Tiefem Grund, mit der Mutter zugleich und dem herschenden Vater,
Wohnt im goldenen Haus', ein furchtbarer. Mit Kythereia
Zeugete Graun und Entsezen der Schilddurchschmetterer Ares,
Schreckliche, die hintummeln die dichtesten Männergeschwader,
Ares dem Stadtverwüster gesellt, in der schaudrichten Feldschlacht;
 
435   Leicht auch genügenden Fang verleiht die gepriesene Göttin,
Leicht den erscheinenden hebt sie hinweg, wie der Wille sie antreibt.
Gut dann ist sie, zu mehren der Stallungen Vieh mit Hermeias;
Zucht und Triften der Rinder, und schweifende Ziegenheerden,
Und schönvließiger Schaf Anwachs, wie der Wille sie antreibt,
  930   Auch die Harmónia dann, des mutigen Kadmos Genossin.
Maja, des Atlas Tochter, bestieg Zeus' heiliges Lager,
Und den Hermes gebar sie, der Götter gepriesenen Herold.
Semele, Tochter des Kadmos, gebar aus seiner Umarmung
Ihm den glänzenden Sohn, den Geber der Lust Dionysos,
 
440   Macht sie aus wenigen groß, und klein aus mächtigen wieder.
Also fürwahr, obgleich nur eingeborene Tochter,
Ward vor den Ewigen allen sie hoch mit Würden verherlicht.
Und sie hieß der Kronid' als der Jünglinge Nährerin walten,
Welche nach ihr aufblickten zum Glanz der erleuchtenden Eos.
  935   Sterblich sie selber den Gott; nun freuen sich beide der Gottheit.
Weiter gebar Alkmene die hohe Kraft Herakles,
Heimlich in Liebe genaht dem schwarzumwölkten Kronion.

Aber Agláia ward dem hinkenden Künstler Hefästos,
Sie der Chariten jüngste, vermählt als blühende Gattin.

 
445   So vom Beginn der Jugend Ernährerin; so auch die Ehren.

Rheia, gesellt zum Kronos, gebar hochherliche Kinder,
Hestia, und, mit Demeter, die goldgeschuhete Here,
Dann des Aïdes Macht, der in unterirdischer Wohnung
Haust, unerbarmendes Sinns, und den brausenden Ländererschüttrer,

  940   Dem goldlockigen Gott Dionysos ward Ariadne,
Minos' Tochter, die blonde, vermählt als blühende Gattin;
Ihm schuf Zeus sie unsterblich in nie veraltender Jugend,
Hebe kohr sich Herakles, der tapfere Sohn der Alkmene,
Als er mit Kraft und Gewalt mühselige Kämpfe vollendet,
 
450   Auch den waltenden Zeus, der Götter und Sterblichen Vater,
Dem, wenn er Donner entschwingt, das gebreitete Land weit aufbebt.
Diese verschlang nun Kronos, der schreckliche, so wie ein jeder
Aus der Gebärerin heiligem Schooß auf die Kniee gesezt ward:
Dessen besorgt, daß nicht der erhabenen Uranionen
  945   Daß sie, Tochter des Zeus und der goldgeschuheten Here,
Edle Genossin ihm war' auf dem schneebedeckten Olympos:
Seliger, der, da er Großes hinausführt', unter den Göttern
Wohnt, dem Leiden entrückt, in Unsterblichkeit, nimmer veraltend!

Helios, rastlos im Lauf, mit der Okeanine Perseis,

 
455   Einst ein anderer nähme die Königswürde der Götter.
Denn ihm vertraut' einst Gäa und Uranos' sternige Gottheit,
Daß von dem eigenen Sohne bevor ihm stände Bezwingung,
Ihm, wie gewaltig er war, durch Zeus' des erhabenen Rathschluß.
Drum nicht achtlos schaute der Gott; nein, spähend mit Sorgfalt,
  950   Zeugete Kirke zugleich, und den Volksobwalter Äetes.
Aber Äetes, der Sohn des erleuchtenden Sonnenbeherschers,
Nahm des umgrenzenden Stroms Okeanos Tochter Idya,
Nach der Unsterblichen Schluß, als rosenwangige Gattin.
Diese gebar ihm Medeia, die leicht hinwandelnde Tochter,
 
460   Schlang er die Kinder hinab; und gebeugt ward Rhea von Unmut.
Aber da Zeus nun nahte, der Götter und Sterblichen Vater,
Zu der Geburt, jezt bat sie mit Flehn die trautesten Eltern,
Beide, die Gäa zugleich, und Uranos' sternige Gottheit,
Auszusinnen den Rath, wie geheim sie möchte gebären
  955   Überwältigt von Liebe, durch Huld der goldenen Kypris.

Ihr lebt jezo mir wohl, olympischer Höhen Bewohner,
Eiland' auch, und Vesten, und salzige Flut in dem Innern.

Jezo der Göttinnen Stämme verkündiget hold im Gesange,
Ihr olympischen Musen, des Ägiserschütterers Töchter:

 
465   Ihren Sohn, und strafen die schreiende That des Erzeugers,
Da er die Kinder verschlang, der unausforschliche Kronos.
Jene vernahmen sie aufmerksam, und gehorchten der Tochter.
Und sie thaten ihr kund, wie viel zu geschehen bestimmt war,
Wegen des herschenden Kronos und seines gewaltigen Sohnes;
  960   Alle, wie viel unsterblich in sterblicher Männer Gemeinschaft
Kinder gezeugt, vollkommen wie ewige Götter an Bildung.
Siehe, Demeter gebar, die heilige Göttin, den Plutos,
Als mit Iásios sie auf dreimal geackertem Brachfeld
Traulicher Liebe gepflegt in Kretas's fruchtbarem Eiland,
 
470   Sandten sie dann gen Lyktos, in Kreta's fruchtbares Eiland,
Als ihr die Stund' annahte, den jüngsten Sohn zu gebären,
Zeus, den erhabenen Gott: den verhieß dort Gäa die Riesin
Aufzuziehn und zu pflegen in Kreta's weitem Gefilde.
Jezt hintragend das Kind durch der Nacht schnellfliehendes Dunkel,
  965   Ihn, der ein heilsamer geht durch Land und Meeresgewässer,
Rings; den begegnenden aber, und wem in die Hand' er gelangt ist,
Den umhäuft er mit Gut, und gewährt ihm Fülle des Reichthums.

Auch den Kadmos gebar Harmónia, Tochter der Kypris,
Semele, Ino zugleich, und Agaue mit blühendem Antliz,

 
475   Kam sie gen Lyktos zuerst; und sie nahm mit den Händen, und barg es
Unter dem hohen Geklüft, im Schooß des heiligen Landes,
An dem ägäischen Berg voll dichtverwachsener Waldung.
Einen gewaltigen Stein nun reichte sie jenem in Windeln,
Uranos' herschendem Sohn, der Unsterblichen vorigem König.
  970   Dann Autónoe, Weib des lockigen Aristäos,
Und Polydoros den Held in der festummauerten Thebe.

Eos gebar dem Tithonos den erzgerüsteten Memnon,
König der Äthiopen, Emáthion auch, den Gebieter.
Auch dem Kéfalos brachte sie dar den edelen Sprößling

 
480   Den mit den Händen umfaßt' er, und sandt' in den Bauch ihn hinunter:
Rasender, welchem der Geist nicht ahndete, daß für die Zukunft
Statt des Gesteins sein Sohn, unbeschädiget und unbesiegbar
Nachblieb, der bald würde, mit mächtigem Arme bezwingend,
Ihn von der Ehr' ausstoßen, und selbst obwalten den Göttern.
  975   Faethon, mächtiger Kraft, Unsterblichen ähnlich an Bildung.
Dieser, da zart in der Blüte der üppigen Jugend er aufwuchs,
Ward als tändelndes Kind von der hold anlächelnden Kypris
Weg im Schwunge geraft, und im Heiligthume der Tempel
Zum nachtfeiernden Hüter bestellt, ein göttlicher Dämon.
 
485   Schleuniges Triebs nun wuchsen die Kraft und die stattlichen Glieder
Jenem Beherscher empor; und nach rollender Jahre Vollendung,
Durch der Gäa Entwurf, den schlau erdachten, belistet,
Gab sein Geschlecht er zurück, der unausforschliche Kronos,
Als ihn gebändiget List und Gewalt des eigenen Sohnes.
 

980  

Sie, des Äetes Tochter, des gottgesegneten Königs,
Führte der Äsonid', in der Obhut ewiger Götter,
Vom Äetes daher, da er grauliche Kämpfe vollendet,
Deren ihm viel' auflegte der übermütige König,
Pelias, trozig und frech, ein entsezlicher Thäter des Frevels.

 
490   Aus nun brach er zuerst den Stein, den zulezt er verschlungen.
Diesen befestigte Zeus auf dem weitumwanderten Erdreich,
In der geheiligten Pytho, am windenden Hang des Parnasos,
Zeichen zu sein forthin, den sterblichen Menschen ein Wunder.
Auch aus verderblichen Banden die Oheim', Uranos' Söhne,
  985   Siegreich kam er nunmehr nach mancher Gefahr in Iolkos,
Führend im hurtigen Schiffe die freudigblickende Jungfrau,
Äsons Sohn, und sie ward ihm blühende Lagergenossin.
Diese, nachdem sie erkannt der Volksobwalter Iason,
Brachte den Sohn Medeios, den sorgsam erzog in dem Bergwald
 
495   Löset' er, welche der Vater mit thörichtem Sinne gefesselt.
Diese vergalten ihm dann aus dankbarem Herzen die Wohlthat;
Denn sie gewähreten Donner und Bliz, und rollender Wetter
Leuchtungen: welche zuvor einhüllete Gäa dies Riesin.
Deren getrost, hält jener in Obhut Menschen und Götter.
  990   Cheiron, der Filyra Sohn; so ward Zeus' Wille vollendet.
Aber die Nereiden, erzeugt vom altenden Meergreis:
Psamathe brachte zuerst, die heilige Göttin, den Fokos,
Durch des Äakos Lieb', und die Huld der goldenen Kypris.
Peleus jezo bezwang die silberfüßige Thetis,
 
      995   Sieh', und Achilleus erwuchs, der zermalmende, löwenbeherzte.

Drauf den Äneias gebar die schöngekränzete Kypris,
Einst dem Helden Anchises in traulicher Liebe vereinigt,
Auf dem bewaldeten Gipfel des vielgewundenen Ida.

Kirke, des Helios Tochter, des leuchtenden Sohns Hyperions,

 
      1000   Brachte dem harrenden Dulder Odysseus nach der Umarmung
Agrios, ihn und Latinos, den treflichen, stark und gewaltig;
Welche fürwahr sehr fern in dem Schooß der heiligen Inseln
Allem Geschlecht obwalten der hochberühmten Tyrsener.

Dann den Nausithoos brachte die heilige Göttin Kalypso

 
      1005   Samt dem Nausinoos dar, aus Odysseus' trauter Umarmung.

Solche sinds, die unsterblich in sterblicher Männer Gemeinschaft
Kinder gezeugt, vollkommen wie ewige Götter an Bildung.

Jezo der Heldinnen Stämme verkündiget hold im Gesänge,
Ihr olympischen Musen, des Ägiserschütterers Töchter.

 
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           

 

 

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aus:8KOMPLETTE ERZÄHLUNG) Platon- Protagoras

Hier ein sehr interessanter Bericht des griechischen Philosophen Platon über diesen Titan

Platon

Auszüge aus: Protagoras

(Prôtagoras)


Sokrates und ein Freund desselben

In der Erzählung des Sokrates treten auf:

Sokrates · Hippokrates · Protagoras · Alkibiades · Kallias · Kritias · Prodikos · Hippias


Der Freund: Ei, Sokrates, woher kommst du denn? Oder was frage ich? Sicherlich von der Jagd auf die Reize des Alkibiades. Und in der Tat, als ich ihn nur erst neulich sah, schien er mir doch immer ein schöner Mann zu sein, aber doch schon ein Mann, lieber Sokrates, unter uns gesagt, mit bereits ziemlich vollem Bartwuchse.

S

Dann, sagte er, dünkt es mich ansprechender, euch eine Sage vorzutragen.

Es war einst eine Zeit, in welcher es zwar Götter gab, sterbliche Wesen aber noch nicht. Als nun aber auch für diese die vom Schicksal bestimmte Zeit ihrer Erzeugung gekommen war, da bilden die Götter sie in der Erde Schoß aus einer Mischung von Erde und Feuer und allem dem, was sich mit beiden verbindet. Und als sie diese nun ans Licht zu fördern gedachten, da trugen sie dem Prometheus und Epimetheus auf, sie auszustatten und einem jeden von ihnen seine Kräfte zuzuteilen nach Gebühr. Den Prometheus aber bittet Epimetheus, ihm allein die Austeilung zu überlassen. »Wenn ich damit fertig bin«, sprach er, »kannst du es ja in Augenschein nehmen.« Prometheus gab nach, und so übernahm er denn die Verteilung. Dabei nun verlieh er einigen Stärke ohne Schnelligkeit; andere, Schwächere, stattete er dafür wieder mit Geschwindigkeit aus; einige versah er mit Waffen, anderen, denen er eine wehrlose Natur gab, sann er ein anderes Schutzmittel aus. Die er nämlich von ihnen in Kleinheit gehüllt hatte, denen teilte er geflügelte Flucht oder unterirdische Behausung zu, andere dagegen, die er durch Größe erhob, die beschützte er auch eben durch diese. Und so verteilte er ausgleichend auch alles übrige. Das ersann er aber, um dem vorzubeugen, daß irgend eine Gattung ausgerottet werde. Nachdem er ihnen aber so Mittel[72] verschafft hatte, der wechselseitigen Vertilgung zu entrinnen, ersann er ihnen Schutz gegen den von Zeus herrührenden Wechsel der Jahreszeiten, indem er sie mit dichten Haaren und starken Fellen umkleidete, die da hinreichend waren, die Kälte, und ebenso vermögend, die Hitze abzuwehren, und in denen, wenn sie ihre Lagerstätten aufsuchten, zugleich ein jedes seine ihm eigene und mit ihm selber verwachsene Lagerdecke habe, und indem er sie ferner unten an den Füßen teils mit Hufen, teils mit Nägeln und starken und blutlosen Schwielen versah. Hierauf verschaffte er den einen diese, den anderen eine andere Nahrung; den einen der Erde Kräuter, den andern der Bäume Frucht, und noch anderen Wurzeln; einigen auch wies er andere Tiere zu ihrer Nahrung an. Und diesen gewährte er nur geringe Fortpflanzung, denen aber, die ihnen zum Fräße dienen, eine starke, um so ihre Gattung zu erhalten. Weil nun aber Epimetheus eben nicht sehr weise war, so entging es ihm, daß er bereits alle vorhandenen Kräfte verwandt hatte, und nun blieb ihm noch unausgestattet das Menschengeschlecht zurück, und er wußte nicht, was er mit diesem anfangen sollte. In dieser seiner Ratlosigkeit findet ihn Prometheus, als er kommt, um die Verteilung zu besichtigen, und erblickt alle andern Geschöpfe angemessen mit allem versehen, den Menschen aber nackt, ohne Fußbekleidung und Decke und ohne Bewaffnung. Und schon war auch der vom Schicksal bestimmte Tag erschienen, an welchem auch der Mensch aus der Erde ans Licht hervortreten sollte. In seiner Verlegenheit nun, welches Mittel

zum Schutze und zur Erhaltung desselben er ausfindig machen sollte, stiehlt Prometheus des Hephaistos und der Athene kunstreiche Weisheit zusamt dem Feuer – denn es war unmöglich, daß sie ohne das Feuer von irgend jemandem erworben oder ihm nützlich werden konnte – und beut sie also zur Gabe dem Menschen. So gelangte nun auf diese Weise allerdings der Mensch zu der für das tägliche Leben erforderlichen Einsicht; aber die staatsbürgerliche besaß er noch nicht. Denn diese war beim Zeus, und dem Prometheus war noch nicht der Weg auch in die Burg, die Behausung des Zeus, eröffnet, und überdies hatte noch Zeus furchtbare Wachen davorgestellt; sondern nur in der Athene und des Hephaistos gemeinsame Wohnung, in welcher sie ihrer Liebe zur Kunst nachgingen, weiß er sich[73] einzuschleichen, stiehlt hier die im Feuer schaffende Kunst des Hephaistos und die andere, die der Athene, und schenkt sie dem Menschen; und von da an beginnt für den Menschen die Bequemlichkeit des Lebens; den Prometheus aber erreichte durch des Epimetheus Schuld nachmals, wie die Sage geht, die Strafe für seinen Diebstahl.

Da aber so der Mensch teilhatte an den Vorzügen der Götter, war er erstens wegen dieser Verwandtschaft unter allen Geschöpfen das einzige, welches an Götter glaubte, und begann Altäre und Götterbilder zu errichten: ferner aber gestaltete er Sprache und Worte durch seine Kunstfertigkeit aus und erfand sich Wohnung, Kleidung, Beschuhung und Betten, sowie seine Nahrung aus den Gewächsen der Erde. Obschon aber so ausgerüstet, wohnten doch anfangs die Menschen vereinzelt, und Städte und Staaten gab es noch nicht. So aber kamen sie durch die wilden Tiere um, weil sie in allen Stücken schwächer als diese waren: auch gewährte ihnen die Kunst ihrer Hände zwar hinlängliche Hilfe zum Unterhalt ihres Lebens, aber zur Bekriegung der wilden Tiere war sie nicht ausreichend, weil sie die staatsbürgerliche Kunst noch nicht besaßen, von welcher eben die Kriegskunst ein Teil ist. So versuchten sie denn, sich zu vereinigen und zu erhalten, indem sie Städte gründeten. Aber als sie zusammengetreten waren, da taten sie wieder einander Unrecht und Schaden an, weil sie eben die Kunst, den Staat zu verwalten, noch nicht besaßen, so daß sie sich von neuem zerstreuten und umkamen. Da nun ward Zeus besorgt, daß unser Geschlecht ganz untergehen möchte, und er schickt daher den Hermes ab, um den Menschen sittliche Scheu und Gerechtigkeit zuzuführen, auf daß diese der Staaten Ordner und Freundschaft knüpfende Bande seien. Hermes aber fragt den Zeus, in welcher Weise er beide den Menschen mitteilen solle: »Soll ich, wie die Künste unter sie verteilt sind, so es auch hiermit machen? Jene aber sind es in folgender Weise: ein einziger, der die Heilkunde versteht, ist hinreichend für viele Unkundige, und ebenso ist es mit den Meistern aller übrigen Kunstfertigkeiten. Soll ich nun auch Gerechtigkeit und Scham ebenso den Menschen mitteilen, oder soll ich sie unter alle verteilen?« – »Unter alle«, erwiderte Zeus, »und alle sollen teil an ihnen haben. Denn es könnten[74] keine Staaten zustande kommen, wenn nur wenige ihrer teilhaftig wären, so wie bei den anderen Künsten. Ja, gib sogar das Gesetz in meinem Namen, daß man den der Scham und Gerechtigkeit Unfähigen als einen Krebsschaden des Staates vertilge!«

 

 

AischylosDer gefesselte Prometheus

auszüge

 

   
 

Kratos:
Wir stehn am fernsten Saum der Welt, dem skythischen
Gelände jetzt, in unbetretner Einsamkeit.
Hephaistos, du wirst eingedenk jetzt sein des Amts,
Das dir der Vater übertrug, den Frevler hier
In diamantner Fesseln unlösbarem Netz
Hoch anzuschmieden auf den gipfelsteilen Fels.
Denn deines Kleinods, wunderkünstlichen Feuers, stahl
Er einen Funken, gab ihn preis den Sterblichen.
Den Frevel soll er büßen jetzt den Ewigen,
Auf daß er lerne, sich Kronions Herrentum
Zu fügen, seiner Menschengunst Einhalt zu tun.

Hephaistos:
Gewalt und Kraft, euch beiden hat jetzt Zeus' Gebot
Sein Ziel und Ende, weitres bleibt euch nichts zu tun.
Ich aber selbst, ich zittre, den verwandten Gott
Mit Gewalt zu schmieden an ein unwirtbar Geklüft;
Und dennoch zwingt Notwendigkeit mich, so zu tun;
Des Vater Wort mißachten ist die schwerste Schuld.
Hochsinnger Sohn der rateskundgen Themis, dich
Gezwungnen muß gezwungen ich in Ketten jetzt
Unlösbar schmieden an den menschenöden Fels,
Wo nie Gestalt, nie Stimme eines Menschen dir
Sich naht, vom glühnden Strahl der Sonne dir versengt
Der Glieder blühnde Kraft dahinwelkt, bis ersehnt
Dir dann den Tag einhüllt die buntgewandge Nacht,
Dann fort den Frühreif wieder schmilzt der Sonne Blick.
So stets von jedem Elend, jeder Gegenwart
Wirst du gequält; da ist niemand, der helfen kann.
Den Dank gewinnt dir deine Menschenfreundlichkeit,
Da, Gott du, unbekümmert um der Götter Zorn,
Den Menschen Ehre gönntest mehr, als du gesollt.
Drum wirst du Hüter dieses öden Felsens sein,
Schlaflos, emporgefesselt, ungebeugt das Knie,
Wirst viele Jammerklage, vieles Weh und Ach
Vergebens schrein; denn unerbittlich zürnet Zeus;
's ist hart ein jeder, der in neuer Macht sich sieht.

Kratos:
Auf, auf! Was säumst du und bedauerst ihn umsonst?
Wie, hassest du nicht diesen gottverhaßten Gott,
Der doch den Menschen frevelnd dein Kleinod verriet?

Hephaistos:
Verwandter Ursprung, lange Freundschaft binden stark.

Kratos:
Ich glaub's; doch unfolgsam des Vaters Worten sein,
Wie ist es möglich? Scheust du es nicht um vieles mehr?

Hephaistos:
Stets ohn Erbarmen bist du und voll wildem Trotz!

Kratos:
Es hilft ja doch nichts, Tränen ihm zu weinen; drum
Müh dich umsonst nicht mit so ganz Vergeblichem!

Hephaistos:
O dieser Hände hundertfach verhaßt Gewerb!

Kratos:
Warum verhaßt dir? Denn mit einem Wort: des Grams,
Der jetzt dich drückt, trägt deine Kunst dir keine Schuld.

Hephaistos:
Und doch, o hätte jeder andre sie erlost!

Kratos:
Es ward den Göttern alles, nur nicht Herr zu sein;
Denn frei und Selbstherr nennst du niemand außer Zeus.

Hephaistos:
Ich seh's; entgegen dem zu sprechen hab ich nichts!

Kratos:
Und eilst dich doch nicht, gleich mit Fesseln ihn zu umfahn,
Damit dich säumig nicht der Vater möge sehn?

Hephaistos:
Nun, mir zu Händen sind die Ketten ja schon zu sehn!

Kratos:
Um die Hände leg sie, schmiede sie ihm aus aller Kraft
Mit deinem Hammer, nagle fest sie an den Fels!

Hephaistos:
Schon faßt es; nicht ist meiner Arbeit Werk umsonst!

Kratos:
Schlag's mehr, noch mehr ein! Keil es fest! Laß nirgend nach!
Der weiß sich Rat zu finden, wo's unmöglich scheint.

Hephaistos:
's ist unerlösbar jetzt geschlossen dieser Arm.

Kratos:
So schmiede sicher auch den andern an, damit
Er lernt, vor Zeus sei seine Schlauheit eitel Nichts.

Hephaistos:
Der einzig tadelt, keiner sonst mich noch mit Recht.

Kratos:
Des diamantnen Keiles schonungslosen Zahn,
Hier durch die Brust hin treib ihm den mit aller Kraft!

Hephaistos:
Weh dir, Prometheus! Ach, ich seufz um deinen Schmerz!

Kratos:
Du zögerst nochmals, seufzest um den Feind des Zeus?
Daß nur du selbst nicht um dich selbst einst jammern mußt!

Hephaistos:
Du siehst ein Schauspiel, nicht mit Augen anzuschaun!

Kratos:
Des wohlverdienten Lohns beschieden seh ich ihn.
Auf! Um die Seiten leg ihm an den Eisengurt!

Hephaistos:
Ich muß es tun; befiehl es nicht zum Überdruß!

Kratos:
Jawohl befehlen, an dich treiben obendrein!
Steig nieder, gürte jetzt den Schenkel eisern ein!

Hephaistos:
Und schon geschehn ist's also sonder viele Müh!

Kratos:
Jetzt schlage tüchtig ihm der Kette Stift in den Fuß,
Denn deiner Arbeit Richter ist, du weißt es, streng!

Hephaistos:
Dein Mund, er lärmt, wie's würdig deines Riesenleibs!

Kratos:
Sei du ein Weichling, aber meinen Eigensinn
Und meines Zornes Härte mach mir nicht zur Schuld!

Hephaistos:
So laß uns gehn; fest liegt um ihn das Eisennetz.

Kratos:
Hier trotz und frevle, hier entwend den Göttern ihr
Kleinod und bring es deinen Tagesmenschen! Wie
Vermögen sie dir auszuschöpfen deine Qual?
Falsch heißt Prometheus du der Vorbedächtige
Den Göttern; selbst bedurftest du des Vorbedachts,
Mit welcher Wendung du dich entwändest diesem Netz.
(Kratos, Bia und Hephaistos ab)

Prometheus (an der Höhe des Felsens angeschmiedet:)
O heilger Äther! Schnellbeschwingter Windeshauch!
Ihr Stromesquellen! Du im Wellenspiel der See
Unzählges Lachen! Erde, Allgebärerin!
Du allesschauend Sonnenaug, euch ruf ich an!
Seht her, was ich von Göttern dulden muß, ein Gott.

Seht her auf mich, wie in Schmach, wie in Qual,
Wie erniedriget ich Jahrtausende hier
Abhärmen mich soll. Und das hat mir
Der Unsterblichen neuer Gebieter erdacht,
Mir Ketten und Schmach.
Weh! weh! Um das Jetzt, um der Zukunft Qual
Wehklag ich umsonst! Wann wird jemals
Mir der Mühsal Ende sich zeigen!

Und doch, was sag ich? Klar im voraus weiß ich ja
All meine Zukunft; nimmer unerwartet naht
Mir jede Trübsal; mein Verhängnis muß ich dann,
So leicht ich kann, ertragen, im Bewußtsein, daß
Die Gewalt des Schicksals ewig unbezwinglich ist.
Und doch, verschweigen mein Geschick, verschweigen nicht,
Unmöglich ist mir beides. Weil den Menschen ich
Heil brachte, darum trag ich qualvoll dieses Joch.
Im Ferulstabe glimmend, stahl ich ja des Lichts
Verstohlnen Urquell, der ein Lehrer aller Kunst
Den Menschen wurde, alles Lebens großer Hort.
Und diese Strafen büß ich jetzt für meine Schuld,
In Ketten angeschmiedet hoch in freier Luft!

Horch! wehe!
Weh! welch Geräusch, welcher Duft weht mir zu, fremd, gestaltlos?
Von den Ewigen, von den Sterblichen, oder beiden?
Naheten gar sich zu dem fernen Geklüft
Neugierge meines Leides? Oder wozu sonst?
So seht gefesselt mich, den unglückselgen Gott,
Mich, Zeus' Abscheu, mich verfeindeten Feind
Der unsterblichen Götter zumal, soviel
Eingehn in des Zeus goldleuchtenden Saal,
Weil zuviel Lieb ich den Menschen gehegt!
Weh mir! Aufs neu tönt her das Geschwirr
Wie von Vögeln der Wildnis; es flüstert die Luft
Von der Fittiche leis hinschwebendem Schlag!
Was naht, mir naht es zum Grausen!

(Auf geflügeltem Wagen schweben die Okeaniden vor dem Felsen des Prometheus auf und ab und singen im abwechselnden Chorlied)

Erste Strophe

Chor:
Du fürchte nichts; freundlichen Sinns ist unsre Schar wechselgeschwinden Flügelschlags diesem Geländ
Eilig genaht; sobald ich
Des Vaters Herz endlich erweicht, trugen mich her die geschwinden Lüfte.
Des Hammers weithallender Schlag durchdrang der Meergrotte Gemach, er scheuchte mir
Scheuen die blöde Scham fort;
Schuhlos in geflügeltem Wagen kam ich.

Prometheus:
Weh! weh!
Ihr, Tethys' Kinder, der kindreichen,
Ihr Töchter des rings um die Welt sein Meer
Schlaflos hinströmenden Okeanos,
Seht, Mädchen, mich an, o schauet empor,
Wie gefesselt ich hier, wie mit Ketten beschwert
Ich am Felsengestad, am zerrißnen Geklüft
Unbeneidete Wacht muß dulden.

Erste Gegenstrophe

Chor:
Prometheus, ich seh's! In Entsetzen trübt der vorbrechenden Träne Nebel dichtfallend den Blick,
Daß ich dich also sehn muß
Qualvoll dahinwelken am Fels unter der Last diamantener Banden;
Ach, neue Herrn sind im Olymp am Ruder jetzt, neuem Gesetz gemäß regiert
Ohne Gesetze Zeus jetzt;
Das früher Gewaltige, jetzt vertilgt er's.

Prometheus:
Hätt unter die Erd in des Hades Reich,
In des totenbehausenden Tartaros Nacht
Er hinab mich gestürzt, unlösbar hart
Mich in Ketten zu fahn, daß nimmer ein Gott
Noch ein anderer je mein lachte zum Spott!
Doch ein Spielzeug jetzt hier den Lüften erduld
Ich den Feinden ergötzliches Elend.

Zweite Strophe

Chor:
Oh, wer der Götter hegte solch verhärtet Herz, sich des zu erfreun!
Wer fühlte nicht mit deinem Leid
Mitleid? Nur Zeus nicht, der in Erbittrung fort und fort,
In nimmer gebeugtem Übermut
Uranos' göttlich Geschlecht knechtet!
Nimmer ruht der, es ermüd ihm das Herze denn, oder entrissen ihm
Würde mit List die verhaßte Gewalt einst.

Prometheus:
Mein, mein noch einst, ob in gliedmarternden
Erzbanden zur Schmach ich verdammt jetzt bin,
Mein einst hat not der Unsterblichen Herr,
Daß den neuen Verrat ich enthülle, der ihm
Sein Zepter und Reich zu entreißen sich naht!
Dann nicht von dem honigsüßen Geschwätz
Der Beredsamkeit ihm erweicht, nicht bang
Vor dem wildesten Dräun soll je mein Mund,
Was ich weiß, ihm enthülln, er befreite mir denn
Von den Ketten den Leib und bequemte sich, so
Unwürdige Schmach mir zu büßen!

Zweite Gegenstrophe

Chor:
Du bist zu hart und fügest selbst in diesen bittren Qualen dich nicht,
Gönnst gar dem Mund zu dreistes Wort.
Doch meinen Busen zerreißt mir schneidende Angst,
Denn ich fürchte sehr um dein Geschick;
Deiner unsäglichen Qual Ende,
Wann erscheint's, wo du den Hafen erreichst? Denn es hegt ein verschlossenes,
Streng unerbittliches Herz Kronion.

Prometheus:
Wohl weiß ich, wie hart, wie in Willkür Zeus
Sein Recht ausübt; und doch wird sehr
Sanftmütig dereinst
Er erscheinen, wenn so er gebrochen sich fühlt;
Dann tilgend den unnachgiebigen Zorn,
Wird wieder zum Bund und zur Freundschaft er
Dem Bereiten bereiter sich zeigen.

Chorführerin:
So offenbar uns alles und erzähl es uns,
Um welcher Ursach willen Zeus denn dich ergriff,
Daß also schmachvoll und erbittert er dich straft;
Belehr mich dessen, wenn's dich nicht zu sagen schmerzt.

Prometheus:
Ja, wahrlich schmerzvoll ist's, davon zu sprechen, mir,
Schmerzvoll zu schweigen, bittrer Kummer überall.
Sobald der himmlichen Mächte Haß entzündet war
Und helle Zwietracht wechseleifernd sich erhob,
Die einen Kronos stürzen wollten seines Throns,
Daß Zeus hinfort Herr wäre, wieder andere
Sich mühn, daß Zeus der Götter Herrschaft nicht erlangt',
Da riet ich wohl das Beste; doch besänftigen
Die Titanen, Gaias Kinder und des Uranos,
Das konnt ich nicht; sie, meinen friedlich klugen Rat
Mit Spott verwerfend in des Mutes wildem Trotz,
Gedachten mühlos sich zu behaupten durch Gewalt.
Doch hatte mehrfach meine Mutter Themis Gê,
In vielen Namen stets dieselbe Urgestalt,
Den Pfad der Zukunft mir vorherverkündiget:
Nicht durch Gewalt sei, nicht in stolzer Übermacht,
Es sei in List nur sicher der jetzt Gewaltgen Reich.
Und als ich ihnen diesen Ausspruch deutete,
Kaum drauf zu hören hielten sie der Mühe wert.
Von allen Wegen, die ich damals vor mir sah,
Schien mir der beste, daß ich nebst der Mutter mich
Mit Zeus verband, freiwillig dem Freiwilligen.
So schließt nach meinem Rate jetzt des Tartaros
Nachttiefer Abgrund ein des greisen Kronos Leib,
Mit ihm die Kampfgenossen. Und also von mir
Vielfach gefördert, hat des Götterreichs Tyrann
Mit diesem Undank bittrer Strafen mir gelohnt;
Denn anzuhaften pfleget aller Tyrannei
Auch dies Gebrechen, treusten Freunden nicht zu traun.
Doch was ihr fraget, welcher Ursach wegen er
Mich so hinausstieß, will ich euch erklären. Denn
Sobald er seines Vaters heilgen Thron bestieg,
Sofort verteilt' er Ehr und Amt den Ewigen,
Je andern andre, und verlehnt' des weiten Reichs
Gewalten; einzig für die armen Menschen trug
Er keine Rücksicht; ganz zu vertilgen ihr Geschlecht,
Ein andres, neues dann zu schaffen war sein Plan.
Da trat denn niemand ihm entgegen außer mir;
Ich aber wagt es, ich errang's den Sterblichen,
Daß nicht zerschmettert sie des Hades Nacht verschlang.
Darum belastet ward ich so mit dieser Qual,
Zu tragen schmerzvoll, anzuschaun erbarmenswert.
Und da ich Mitleid hegte den Menschen, ward ich selbst
Des nicht gewürdigt, sondern unbarmherzig hier
Felsangeschmiedet, schändlich Schaugepräng des Zeus!

Chor:
Der trägt ein Steinherz, und die Brust ist starres Erz,
Der dir, Prometheus, nicht im tiefsten deine Qual
Mitfühlt; denn ich – nie hätten meine Augen dies
Sehn müssen –, da ich's nun gesehn, bricht mir das Herz.

Prometheus:
Den Freunden freilich bin ich jammervoll zu schaun.

Chor:
Du bist doch weiter nicht gegangen, als du sagst?

Prometheus:
Ich nahm's den Menschen, ihr Geschick vorauszusehn.

Chor:
Sag, welch ein Mittel fandest du für dieses Gift?

Prometheus:
Der blinden Hoffnung gab ich Raum in ihrer Brust.

Chor:
Ein großes Gut ist's, das du gabst den Sterblichen.

Prometheus:
Und bot zum andern ihnen dar des Feuers Kunst.

Chor:
Die Tageskinder kennen jetzt der Flamme Blick?

Prometheus:
Der künftig tausendfache Kunst sie lehren wird.

Chor:
Um diesen Frevel also ist's, daß Zeus dich so –

Prometheus:
Mit Schmach und Qual straft und die Qual nie mildern wird.

Chor:
Und auch ein Ziel nicht dieses Leides siehst du je?

Prometheus:
Kein andres jemals, als wenn es ihm gefallen wird.

Chor:
Gefallen, wie? Ist Hoffnung? Siehst du nicht, du hast
Gefrevelt; wie gefrevelt, das zu sagen ist
Mir keine Freude, Kummer dir; so laß ich's gern;
Nur find Erlösung irgend dir von dieser Qual!

Prometheus:
Leicht ist's, wenn fern dem Leide weilt der eigne Fuß,
Zu warnen, besten Rat zu weihn dem Leidenden;
Das alles aber sah ich selbst in meinem Sinn.
Gern, gern gefrevelt hab ich, gern – ich leugn es nicht –
Zum Heil der Menschheit dieses Leid mir selbst erzeugt.
Doch glaubt ich das nicht, unter solcher Strafe Last
Dahinzuschmachten hoch an luftger Felsenstirn,
Verbannt in dies einsame nachbarlose Land.
Darum beklagt mir meine jetzigen Schmerzen nicht;
Kommt, steigt hernieder, höret mein zukünftig Los,
Auf daß ihr einseht, wie es sich alles fügen muß.
Tut's mir zuliebe, tut es, teilt mein Leid mit mir,
Jetzt Mühbeladnem! Denn in gleicher Weise schweift
Und sucht die Trübsal andre heim zu andrer Zeit.

(Während des folgenden steigen die Okeaniden hinab auf den felsigen Boden)

Chor:
Nicht unfolgsam dem, was du gewünscht,
Sind wir, Prometheus;
Mit behendem Fuße verlaß ich den leicht
Hinschwebenden Sitz, der ätherischen Flur
Luftpfade der Vögel; das rauhe Gestein
Fühlt wohl mein Fuß – doch all dein Leid
Von dir zu vernehmen verlangt mich.

(Okeanos erscheint auf einem Flügelroß reitend)

Okeanos:
Von weither komm ich gefahren zu dir,
Prometheus, endlich am endlichen Ziel,
Das mein flugkundiger Vogel, gelenkt
Von dem eigenen Sinn, ohn Zügel sich fand.
Dein Schicksal, wiß es, bemitleid ich,
Denn Verwandtschaft wohl kann, denk ich, dazu
Mich nötigen schon; zum Geschlecht kommt noch,
Daß ich niemand weiß, auf welchen ich mehr
Hielte denn auf dich.
Sehn wirst du, wie wahr das gesprochen, wie fern
Leer freundlich Geschwätz mir sei. Auf denn,
Und bezeichne, wie mit dir wirken ich kann;
Denn du sollst mir gestehn, vor Okeanos sei
In der Welt kein Freund dir bewährter!

Prometheus:
Ha, sieh! Was ist denn? Kamst denn du auch, meinen Schmerz
Dir anzuschauen? Wie gewannst du's über dich,
Von deinem gleichgenannten Strom, vom Felsenbau
Der stillen Grotte fern zum eisenzeugenden
Berghang zu fahren? Oder kamst du, eignen Augs
Mein Los zu sehen, mitzufühlen meine Qual?
Sieh dieses Schauspiel, ich, Kronions Freund und Rat,
Der seiner Herrschaft mächtgen Thron ich mitgebaut,
Mit welchem Elend ich von ihm belastet bin!

Okeanos:
Ich seh's, Prometheus, und ich will den besten Rat
Ans Herz dir legen, bist du selbst schon vielgewandt.
Erkenn dich selbst; gestalte neu zu neuer Art
Dich um, denn neu ist auch der Götter Fürst und Herr.
Doch wenn du so wilde, zorngeschärfte Reden noch
Ausstößest, leicht vernähme Zeus dich, höher selbst
Noch thronend, so daß deines jetzgen Ungemachs
Gesamte Mühsal Kinderspiel noch möchte sein.
Nein, laß, du Armer, ab vom Trotze deines Zorns,
Und nur Errettung suche dir von dieser Not. –
Wie alte Weisheit scheinet dir mein Wort vielleicht;
Und doch, Prometheus, für des allzustolzen Sinns
Zu stolze Red ist aller Zeiten dies der Lohn.
Du, nimmer dich bescheidend, weichst selbst nicht dem Schmerz
Und wirst dem jetzigen neuen noch vereinigen.
Doch wenn du mir und meinem Rate folgen willst,
So löcke wider den Stachel nicht mehr; denn du siehst,
Daß jetzt ein strenger Herrscher unumschränkt gebeut.
So geh ich selbst denn zu ihm und versuche, dich,
Wenn ich's vermag, zu retten noch aus deiner Qual;
Du bleibe ruhig und enthalt des Trotzes dich
Ganz. Oder weißest du, vor allen Weiser, nicht,
Daß deines Trotzens eitler Lärm den Stab dir bricht?

Prometheus:
Beneidenswerter, daß du frei bist aller Schuld,
Da du doch alles mit mir wagtest und begingst.
Jetzt aber laß nur, laß es unbekümmert gehn,
Du bewegst ihn doch nicht; unerbittlich kennst du ihn.
Hab acht, daß nicht schon dieser Weg dir Schaden bringt.

Okeanos:
Viel beßre Lehre weißt du jedem andern denn
Dir selbst; die Tat, nicht Worte überzeugen mich.
Doch meinen Eifer hältst du nimmermehr zurück;
Ich hoffe, ja ich hoffe, mir zuliebe wird
Zeus leicht gewähren, dich zu befrein von deiner Not.

Prometheus:
Das werd ich dir hochpreisen jetzt und alle Zeit,
Denn alles besten Willens hast du gnug; jedoch
Laß deine Müh, vergebens wirst du, ohne mir
Zu nützen, Müh dir machen, falls du dich bemühst.
Nein, bleibe ruhig, bleibe fern von alledem;
Denn wenn ich selbst muß leiden, wünsch ich darum nicht,
Daß mehr und mehren gleiches Los begegnen mag.
O nein! – denn schon auch meines teuren Bruders Los
Schmerzt mich, des Atlas, der in den Abendlanden fern,
Des Himmels und der Erden Säule, steht und stützt
Mit seinen Schultern eine schwergewaltge Last;
Und auch den Riesen, der in Kilikias Schlucht gehaust,
Des Erdgebornen, Hunderthäuptigen wilde Kraft,
Ich sah voll Schmerz gebrochen und bewältigt ihn,
Den mächtigen Typhon, der den Göttern allen stand,
Aus grausem Zahne zischend flammenspeinden Mord,
Aus jedem Auge schleudernd wutempörten Blitz,
Als wollt er Zeus' Gewalt vertilgen mit Gewalt;
Da aber traf ihn schmetternd Zeus' schlaflos Geschoß,
Der niederfahrende, flammensprühnde Donnerkeil,
Der alles Trotzes dräunden Übermut in ihm
Erschlug, indem durchs Herz getroffen seine Kraft,
In den Staub geschmettert, tote Kohl' und Asche ward.
Und nun ein kraftlos welkdahingestreckter Leib,
Liegt er des Meeres ufersteilem Sunde nah,
Gedrückt vom Fuß des Ätna; auf der wolkigen
Bergkuppe sitzt und schmiedet sein glutsprühend Erz
Hephaistos; dorther werden Feuerströme einst
Herniederbrechen, rings zerfleischen mit wildem Zahn
Die saatengrünen, selgen Aun Sizilias,
So wild hervor wird Typhon tosen seine Wut
In des heißen Auswurfs flammenschloßenden Glutorkan,
Ob auch von Zeus' Blitzstrahlen selbst schon längst verkohlt. –
Du aber bist vorsichtig und bedarfst von mir
Nicht Rat; errette du dich selbst, so gut du kannst.
Ich aber werde trinken meiner Leiden Kelch,
Bis einst in Zeus' Herz Haß und Zorn sich lösen mag!

Okeanos:
Hast du, Prometheus, nie bemerkt, wie Worte doch
Ein rechter Arzt sind für ein zorngereiztes Herz?

Prometheus:
Wenn man zur rechten Stunde sänftigt das das Gemüt,
Das schwellende Herz nicht wider Willen niederdrückt.

Okeanos:
Wenn aber so Teilnahme sich bemüht, ja wagt,
Siehst du darin Gefahr der Strafe? Sag es mir.

Prometheus:
Verlorne Arbeit und ein leeres gutes Herz!

Okeanos:
An dieser Krankheit laß mich kranken; gern erträgt's
Der Treugesonnene, daß er unbesonnen scheint.

Prometheus:
Es würde mein auch diese Schuld geheißen sein.

Okeanos:
Hinweg nach Hause weist mich deutlich dieses Wort.

Prometheus:
Damit dir dein Mitleid für mich nicht Haß erzeugt.

Okeanos:
Des neuen Königs auf dem allgewaltgen Thron?

Prometheus:
Sehr hüte dich, niemals zu kränken seinen Sinn!

Okeanos:
Dein Los, Prometheus, soll mir ewge Lehre sein!

Prometheus:
Geh! Fahre wohl! Bewahre stets so weisen Sinn!

Okeanos:
Bereits zur Abfahrt rüstend hör ich deinen Rat;
Denn des weiten Äthers Pfade schlägt mein Vogelroß
Schon wild mit seinen Flügeln; es verlangt ihn auch,
Daheim den müden Huf zu ruhn auf weicher Streu.
(Okeanos durch die Luft ab)

Erste Strophe

Chor:
Ich klag um dein traurig Geschick, Prometheus, vorperlen die Tränen, meines Auges feuchtem Gestad zitternd entströmt;
Der Wange Flur netz ich mit reichem Quell; denn das wehret mir keiner. Ach, in wilkürlicher Satzung herrschet Zeus,
Übergewaltig zeigt er sein Zepter der Urzeit hehren Göttern!

Erste Gegenstrophe

Schon hallen Wehklagen in allem Land, der kraftriesigen, heilighehren Urzeiten und dein, deines Geschlechts
Gewaltges Reich laut zu betrauern; ja, soviel rings in der heiligen Asia weitem Gefild(e) wohnen, dein
Kummergesättigt bittres Los fühlen sie laut wehklagend mit dir!

Zweite Strophe

Kolchis' Volk, die kampfgeschürzten,
Schlachtenkühnen Waffenjungfraun,
Und die Skythen, deren Horden
Nah dem fernsten Geländ der Welt hausen am See Maiotis.

Zweite Gegenstrophe

Und Arabias Heldenblüte,
Und die rings die steile Felsburg
Nah dem Kaukasus umwohnen,
Wilde Scharen im Lärm der erzklirrenden Lanzen furchtbar.

Dritte Strophe

Nur einmal sah ich so noch einen Gott
Im Fluch diamantener Banden dulden,
Atlas so, den Titanen, nur,
Der ewig auf ihn gewälzter Weltenlasten Unmaß,
Ewig des himmlischen Pols Last trägt mit seinen Schultern.

Dritte Gegenstrophe

Und klagend rauscht der weiten See Wogenschlag, die Tiefe seufzt,
Fern nachhallt Hades' düsterer Abgrund,
Der heilgen Ströme rieselnde Quelln beweinen deine Trübsal.

Prometheus:
Glaubt nicht, Behagen oder Hochmut lasse mich
So schweigen; tief nachsinnend nag ich wund mein Herz,
Daß ich mich selbst muß also tief erniedrigt sehn.
Und diese neuen Götter mit all ihrer Macht –
Wer sonst denn ich hat ihnen alles ausgeteilt?
Doch schweig ich davon, da ich, was ihr selber wißt,
Euch sagen würde; aber hört, was meine Schuld
An den Menschen ist, die, Träumer sonst und stumpfen Sinns,
Des Geistes mächtig und bewußt ich werden ließ!
Nicht einer Schuld zu zeihn die Menschen, sag ich das,
Nur um die Wohltat meiner Gabe darzutun.
Denn sonst mit offnen Augen sehend sahn sie nicht,
Es hörte nichts ihr Hören, ähnlich eines Traums
Gestalten mischten und verwirrten fort und fort
Sie alles blindlings, kannten nicht das sonnige
Dachüberdeckte Haus und nicht des Zimmrers Kunst;
Sie wohnten tief vergraben gleich den winzigen
Ameisen in der Höhlen sonnenlosem Raum;
Von keinem Merkmal wußten sie für Winters Nahn
Noch für den blumenduftgen Frühling, für den Herbst,
Den erntereichen; sonder Einsicht griffen sie
Alljedes Ding an, bis ich ihnen deutete
Der Sterne Aufgang und verhülltren Niedergang;
Die Zahlen, aller Wissenschaften trefflichste,
Der Schrift Gebrauch erfand ich und die Erinnerung,
Die sagenkundige Amme aller Musenkunst.
Dann spannt ins Zugjoch ich zum erstenmal den Ur,
Des Pfluges Sklaven; und damit dem Menschenleib
Die allzugroße Bürde abgenommen sei,
Schirrt ich das zügelstolze Roß dem Wagen vor,
Des mehr denn reichen Prunkes Kleinod und Gepräng.
Und auch das meerdurchfliegend lein'geflügelte
Fahrzeug des Schiffers ward von niemand ehr erbaut.
So mir zum Elend vieles Rates vielgewandt
Den Menschen, bin ich alles Rates bar und bloß,
Mir jetzt zu lösen dieser Qual schmachvolles Los.

Chor:
Du trägst ein schmachvoll Leid, entraten alles Rats;
Du schwankst; dem schlechten Arzte gleich jetzt selbst erkrankt,
Verzagst du mutlos und vermagst dir selbst den Trank
Nicht mehr zu finden, welcher dich gesunden läßt.

Prometheus:
Laß dir das weitre sagen und erstaune mehr,
Wie große Mittel, welche Künste ich erfand.
Das größte war's, daß, wenn sie Krankheit niederwarf,
Kein Mittel da war, keine Salbe, kein Gebräu,
Kein Brot der Heilung, sondern, aller Arzenei
Entraten, sie verkamen – bis sie dann von mir
Gelernt die Mischung segensreicher Arzenei,
Die aller Krankheit wilde Kraft zu stillen weiß.
Dann gab ich viele Weisen an der Seherkunst
Und schied zuerst aus, was in den Träumen als Gesicht
Zu nehmen, tat dann alles Tons geheimen Sinn
Und aller Fahrt Vorzeichen sorgsam ihnen kund,
Bestimmte deutlich jedes krummgeklaueten
Raubvogels Aufflug, welcher traurig, welcher froh
Nach seiner Art sei, welches Fanges jegliche
Sich nähren, welcher Weise gegenseitig sie
Freundschaft und Feindschaft halten und Geselligkeit;
Wie des Eingeweides Ebenheit den Ewigen,
Wie der Milz und Leber adernbunte Zierlichkeit
Und welche Farbe recht und wohlgefällig sei.
Indem zuletzt ich dann ein Hüftbein opferte,
Dazu ein Rückteil fettumwickelt, ward ich selbst
Der schweren Kunst Lehrmeister, nahm vom Seherblick
Der Flamme fort die Blindheit, die sie zuvor verbarg.
Soweit von diesem, aber die im Erdenschoß
Verborgenen Schätze, welche sein jetzt nennt der Mensch,
So Eisen, Erz, Gold, Silber, wer mag sagen, daß
Er diese vor mir aufgefunden und benutzt?
Niemand, ich weiß es, wenn er sich lügend nicht berühmt.
So ist, mit einem Worte, daß ihr kurz es hört,
Den Menschen von Prometheus alle Kunst gelehrt.

Chor:
Nicht hilf den Menschen fürder über alles Maß,
Des eignen Unheils unbekümmert; denn ich bin
Der festen Hoffnung, daß du einst noch, dieser Qual
Entfesselt, nicht von mindrer Macht wirst sein denn Zeus.

Prometheus:
Nicht so hat Moira mir, die Allvollenderin,
Mein Los gesponnen. Nein, in tausendfachem Schmerz
Und Gram gebeugt, so geh ich einst aus dieser Haft –
Dem Werk der Ohnmacht vor des Schicksals ewger Kraft!

Chor:
Wer lenkt des Schicksals Ruder denn in seiner Hand?

Prometheus:
Die Moiren und die allgedenken Erinnyen.

Chor:
Und Zeus ist selbst ohnmächtig gegen ihre Macht?

Prometheus:
Dem verhängten Lose kann er nimmermehr entfliehn.

Chor:
Was sonst ist Zeus' Los, als zu herrschen fort und fort?

Prometheus:
Das wolle nicht mich fragen, dringe nicht in mich.

Chor:
's ist wohl ein Heilges, was du so bei dir verschließt?

Prometheus:
Sprecht andre Dinge; das zu sagen ist die Zeit
Noch nicht gekommen; sondern bergen muß ich es
So tief wie möglich. Denn bewahr ich dies getreu,
So werd ich einst noch meiner Qual und Banden frei! –

Erste Strophe

Chor:
Nimmer erküre sich Zeus'
Allgewalt mein Herz zu empörendem Trotze,
Noch ich selbst sei lässig, mit heiligen Feststieropfern den Göttern zumal
Fromm zu nahn bei Vater Okeanos' allrastlosem Strom;
Nimmer auch frevle mein Mund,
Sondern dies sei fest in mir und schwinde nun und nimmer!

Erste Gegenstrophe

Seliges Los, wenn ich still
Dürfte fernhin leben der freudigen Hoffnung,
Mein Gemüt zu weiden in sonniger Lust; doch faßt mich ein Graun, wie ich dich
So in unaussprechlichen Qualen erdrückt muß dulden sehn,
Weil du nach eignem Rat
Sonder Furcht vor Zeus zu hoch die Menschen ehrst, Prometheus!

Zweite Strophe

Wie verlassen die Liebe der Liebe, du Teurer! Wo ist Heil, sprich?
Von den Kindern des Tages, welches Heil? Du sahst nicht
Die verkümmerte, blöde Ohnmacht,
Die, wie Traumgestalten hinschwankend, das blinde Geschlecht
Übernetzet der Sterblichen! Niemals wird von der menschlichen Kraft
Zeus' ewger Fügung vorgegriffen!

Zweite Gegenstrophe

Ich erkenn es in deiner unendlichen Schmerzenslast, Prometheus!
Wie so anders erschallt jetzt dieses Lied denn jenes,
Das herüber von eurem Brautbad,
Eurem Brautbett klang in hochzeitlicher lachender Lust,
Da du unsere Schwester im Brautschmuck, freudig die freudige dir
Heimführtest, Hesionen!

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 (Io, des Inachos Tochter, kommt gestürmt; Hörner bezeichnen ihre Verwandlung zur Kuh)

Io:
Welch Land? Welch Volk? Wen seh ich da hoch
In die Fesseln gebannt an dem hohen Geklüft,
Wie den Wettern zum Spiel? Um welch Unrecht
Sollst so du vergehn? Tu kund mir, wohin
Ich Heimatlose geirrt bin!

Weh mir! weh mir!
Es sticht mich Arme, mich die Bremse wieder!
Gespenst, des Argos Riesenbild,
Wehrt ihm! Huh! Entsetzen!
Den Tausendäugigen, meinen Hüter seh ich!
Und er umschleicht mich schon, tückischen Haß im Blick,
Den auch erschlagen nicht der Erde Gruft birgt!
Nein, von den Tiefen aufwärts wider mich Arme steigt er
Und scheucht mich, jagt mich Lechzende fort über den sandigen Strand einsam;
Zu mir herüber trägt der wachsgefügten Rohrflöte Schall
Sein Schlaflied so süß!

Weh, weh! wohin, wohin schweif ich, irr ich fern in die Ferne fort?
Was denn an mir, o Kronos' Sohn, was denn an mir
Hast du Ursach erkannt, daß du so schwerer Qual Joch mir auflegst? Oh!
Mit dieser wahnsinngeißelnden Angst mich Angstzerrüttete also marterst?
Gib mir der Flammen Tod, birg in ein Grab mich tief, tief ins Meer
Wirf mich dem Hai zum Raub!
Nein, versag nicht, Herr, mir diesen einen Wunsch!
Mein Schweifen fern in die Ferne hat
Mich gnug gequält, nicht weiß ich mehr, auf welchem Pfad
Dieser Qual ich fliehn soll!

Chor:
Du hörst der stierhörngen Jungfrau Gesang?

Prometheus:
Wohl schallt der wahnsinnschweifenden Jungfrau Ruf herauf,
Des Inachoskindes, welche Zeus' Herz einst getränkt
Mit süßer Liebe, jetzt in endlos irrem Lauf
Von Heras bittrem Haß verfolget und gequält!

Io:
Wie denn erfuhrst du meines Vaters Namen schon, sag es mir,
Mir, der Gequälten? Wer,
Dulder, wer bist du selbst,
Daß du so gar zu wahr mich Dulderin schon begrüßest
Und mir den gotträchenden Jammer benennst,
Der mich aufzehrt in Glut, der mich aufpeitscht in schmerzglühndem Wahnsinn! Oh! –
Rastlosen Schweifens stürmt ich daher ohn Trank und Speise, gescheucht von Hera,
In der Verfolgung Hast so überwältigt! Wer ist gottverstoßen wie ich? Wehe! wehe!
Wer wie ich gemartert? Offenbar' du mir,
Was fürder mir zu erdulden bleibt,
Was fürder nicht mehr, wo ein Balsam meinem Schmerz?
Sag mir's, wenn du's weißest.

Chor:
O sag's, tu's der irrselgen Jungfrau zulieb!

Prometheus:
Ich will dir alles sagen, was du hören willst,
Nicht rätseleingeschleiert, nein, mit schlichtem Wort,
Wie recht den Freunden sich des Freundes Mund erschließt:
Der den Menschen Licht gab, 's ist Prometheus, den du siehst.

Io:
O du, den Menschen allgemeinsam teurer Hort,
Sag an, Prometheus, wessenwegen duldest du?

Prometheus:
Kaum hört ich auf zu klagen meinen ganzen Gram.

Io:
Und du, gewährtest diese kleine Gunst mir nicht?

Prometheus:
So sprich, was meinst du? Sagen will ich alles dir.

Io:
So sag mir, wer dich an den Fels geschlagen hat?

Prometheus:
Des Zeus Gebot war's, durch Hephaistos' Hand geschah's.

Io:
Doch welches Frevels Strafen sollst du leiden hier?

Prometheus:
O laß genug sein, daß ich dies dir nur gesagt.

Io:
Dann aber weiter: meiner Irrfahrt Ende, sprich,
Wann wird es jemals nahn mir Unglückseligen?

Prometheus:
Daß du es nicht weißt, frommt dir mehr, als daß du weißt.

Io:
Verbirg mir nicht mehr, was ich doch ertragen muß.

Prometheus:
Ich, glaub es mir, mißgönne dir nicht diese Gunst.

Io:
Was säumst du dennoch, alles das mir kundzutun?

Prometheus:
Mißdeut es nicht; dein Herz zu betrüben säum ich gern.

Io:
Nicht sorge du mein weiter, als mir selbst erwünscht.

Prometheus:
Weil du es wünschest, muß ich sprechen; höre denn.

Chor:
Noch nicht! Des Wunsches gönnet mir auch einen Teil;
Zuvor erfahren laß mich dieses Mädchens Leid,
So daß sie selbst nennt ihr verderbenreich Geschick
Und dann von dir hört ihrer Mühsal andren Teil.

Prometheus:
Recht wär es, Io, daß du ihnen schon zulieb
Dies tust, die dann auch deines Vaters Schwestern sind.
Und da zu klagen, auszuweinen seinen Gram,
Wo man des Mitleids Träne von den Hörenden
Sich darf erwarten, das ist wohl des Weilens wert.

Io:
Auch weiß ich nicht, warum ich euch es weigern soll;
In klaren Worten sollt ihr alles, was ihr wünscht,
Vernehmen. Freilich auch zu sagen schäm ich mich,
Von wannen dieses gottverhängte Wetter mir,
Der einstgen Schönheit grauser Tausch mir Armen kam.
Denn immer schwebten nächtige Traumgestalten still
Herein in meine Kammer und liebkosten mich
Mit leisen Worten: "O du vielglückselge Maid,
Was bleibst du jetzt noch Mädchen, da dir werden kann
Die höchste Brautschaft? Zeus erglüht in Liebe dir
Vom Pfeil der Sehnsucht; nach der Kypris süßem Kampf
Verlangt's ihn; du, Kind, weise von dir nicht den Kuß
Kronions; geh nun nach der tiefen Wiesenau,
Gen Lerna, nach des Vaters Herden und Gehöft,
Daß seiner Sehnsucht ruhn des Gottes Auge mag."
Und solche Träume kamen mir Vieltraurigen
In allen Nächten, bis dem Vater ich zuletzt
Zu sagen wagte meine Träume, meinen Gram.
Der sandte nun gen Pytho, gen Dodonas Wald
Vielfache Frage, zu erkunden, was er tun,
Was sagen müßte, das die Götter gerne sähn.
Bald kamen seine Boten mit vieldeutigen,
Mit unerklärlich rätselhaften Sprüchen heim;
Dann aber endlich kam an Inachos ein Spruch,
Der unverkennbar uns gebot und anbefahl,
Mich auszustoßen aus dem Haus, dem Vaterland,
Verstoßen fern zu schweifen bis zum Saum der Welt;
Und wollt er nicht, glutzückend fahre dann des Zeus
Blitzstrahl herab, all sein Geschlecht hinwegzutun.
Von diesen Sprüchen so belehrt des Loxias,
Stieß er mich von sich, schloß des Vaterhauses Tor
Mir Zögernden zögernd; doch es zwang allmächtig ja
Ihn wider Willen Zeus' Gebot zu solchem Tun.
Und alsobald war Leib und Seele mir verkehrt;
Die Stirn, ihr seht es, stiergehörnt, endlos gequält
Vom Stich der Bremse, irren Sprungs, wahnsinnverwirrt,
So floh ich rastlos gen Kechreias klarem Quell,
Zum Hügel Lerna. Und ein Riesenhirte kam,
Der erdgeborne, wilde Argos hinter mir,
Zahllosen Auges spähend, hütend meine Spur;
Doch unerwartet, eines schnellen Todes Raub
Sank hin der Leib des Riesen. Wahnsinnaufgepeitscht
Jagt nun der Göttin Geißel mich von Land zu Land. –
Du hast vernommen, wie's geschehn; doch so du weißt,
Was mein noch wartet, sag es mir, versüße nicht
Mitleidig mir mit falschem Wort, was doch mich trifft.
Denn kluggewandte Worte sind das schlimmste Gift.

Chor:
O laß! o laß! halt ein! wehe!
Nimmer, nimmer drang, so ins Ohr mir drang
Noch nie fremdes Klagewort,
Nie mir so unerträgliche, so unsägliche
Marter und Qualen und Angst mit zweischneidger Wunde
Eiskalt ins tiefste Herz!
Weh, Moira, Moira!
Ein Graun faßt mich, Ios Qual zu schauen!

Prometheus:
Du klagst im voraus, dich erfüllt Bekümmernis;
Halt ein, bis du vernommen, was noch übrig ist.

Chor:
Sprich, sag ihr alles; allen Kranken ist es Trost,
Was übrig noch des Leides, klar vorauszusehn.

Prometheus:
Was ihr vorher euch wünschtet, habt ihr leicht von mir
Erreicht; denn hören wolltet ihr zunächst sie selbst
Von ihrer Trübsal sprechen, ihrer Seele Gram.
Nun aber höret, welche Leiden weiter noch
Das arme Mägdlein dulden muß von Heras Zorn;
Du aber, Kind des Inachos, schließ treu ins Herz
Mein Wort, damit du wissest deines Weges Ziel.
Zuerst von hier aus mußt du wenden deinen Fuß
Gen Sonnenaufgang, über ungepflügt Gefild.
Du kommst zu Skythenhorden, die in geflochtenen
Korbhütten wohnen hoch auf Rädern, wagengleich,
Ferntreffende Bogen ihren Schultern umgehängt;
Nicht nah dich ihnen, sondern scheu den Fuß gewandt
Zum meerumrauschten Klippenstrand, durcheil ihr Land.
Landein zur Linken wohnen dann die Chalyber,
Die Eisenschmiede; hüte dich vor ihnen, sie
Sind wild und roh; kein Fremdling kehrt zu ihnen ein.
Und weiter kommst du an des Hybristes wilde Flut;
Geh nicht hinüber, denn er bietet keine Furt,
Bevor du Kaukasus' höchsten Gipfel siehst und dort
Ankommst, wo brausend aus des Felsens dunkler Schlucht
Der Strom hervorstürzt. Diese sterngenahten Höhn
Dann überschreitend, mußt du mittagswärts den Weg
Hinuntersteigen, wo du der Amazonen Volk,
Die männerfeindlichen, triffst, die Themiskyra einst
Bewohnen werden beim Thermodon, wo im Meer
Die salmydessische Klippenbai die Schiffenden
Ungastlich aufnimmt, allem Schiff stiefmütterlich;
Sie werden selbst dir freundlich zeigen deinen Weg;
Zum kimmrichen Isthmos dicht am engen Tor des Sees
Gelangst du so; getrosten Mutes mögest du
Den Ort verlassen, durch Maiotis' Sund zu gehn;
Dort soll den Menschen großes Zeugnis immerdar
Von deiner Wandrung bleiben, Bosporos der Sund
Nach dir genannt sein. Scheidend aus Europas Flur,
Kommst du zum Festland Asia. – Wahrlich, scheinet euch
Nicht aller Orten dieser Fürst der Götter gleich
Grausam? Denn weil, ein Gott, er diese Sterbliche
Umarmen wollte, gab er solcher Qual sie preis.
Dir, armes Mädchen, ward ein arger Bräutigam;
Denn sieh, die Kunde, welche du bis jetzt gehört,
Mag kaum ein Vorspiel dir erscheinen deines Grams.

Io:
Weh mir! weh mir!

Prometheus:
Du jammerst laut und weinest! Was gar wirst du tun,
Wenn du die andern Leiden alle noch erfährst!

Chor:
So willst du mehr noch kund ihr tun von ihrem Leid?

Prometheus:
Ein sturmgepeitschtes, ödes Meer graunhafter Qual!

Io:
Was soll das Dasein mir noch? Warum stürz ich nicht
Mich schnell von diesem jähen Felsgeländ hinab,
Daß ich zerschmettert drunten los sei aller Qual?
Denn besser wäre so mit einemmal der Tod,
Als aller Tage dulden meine Qual und Not!

Prometheus:
Dir müßte trostlos mein Geschick zu tragen sein,
Dem auch der Tod nicht vom Verhängnis ward gegönnt;
Es wäre das doch noch Erlösung meiner Qual;
Nun aber tagt kein Ende mir zu keiner Zeit,
Es stürze Zeus denn selbst hinab von seinem Thron.

Io:
Geschieht es je? Sprich, stürzet Zeus von seinen Höhn?

Prometheus:
Froh, glaub ich, wärst du, sähst du selbst einst seinen Sturz!

Io:
Wie könnt ich anders, ich, die von Zeus Verstoßene?

Prometheus:
Daß dies in Wahrheit so geschehen wird, glaub es mir.

Io:
Wer wird der Herrschaft Zepter ihm entreißen, sprich?

Prometheus:
Er selbst sich selbst durch seines Rats Leichtsinnigkeit.

Io:
Auf welche Weise? Sag es mir, wenn du es kannst!

Prometheus:
Ein Ehebündnis schließt er, das ihn wird gereun.

Io:
Mit einer Göttin, einem Weib? Sprich, so du kannst!

Prometheus:
Was fragst du? Noch darf's nicht geoffenbaret sein!

Io:
Und ist's die Gattin, die ihn vom Throne stürzen wird?

Prometheus:
Sie zeugt ein Knäblein, mächtiger als der Vater selbst.

Io:
Wird keine Rettung ihm vor diesem Lose sein?

Prometheus:
Nein, keine, ich sei meiner Banden denn erlöst!

Io:
Wer aber wird dich lösen wider Zeus' Gebot?

Prometheus:
Von deinem Schoß wird stammen, der es enden muß.

Io:
Wie sagst du, mein Kind wird dich deiner Qual befrein?

Prometheus:
Dein Enkel nach zehn Gliedern selbst das dritte Glied.

Io:
Noch wird mir nicht verständlich, was du prophezeist.

Prometheus:
Auch forsche nun nicht weiter deinem Leide nach.

Io:
Was du dem Wunsche botest, nimm es nicht zurück!

Prometheus:
Zwiefacher Kunde sei denn eine dir gewährt.

Io:
Sag an die beiden und vergönne mir die Wahl.

Prometheus:
So sei es; wähle, ob ich dir dein ferneres Leid
Soll offenbaren oder, wer mich lösen wird.

Io:
Das eine wolle diesen, mir das andere
Gewähren, nicht mißgönne deines Wortes uns!

Chor:
So sage dieser ihrer Irrsal weitren Weg,
Mir aber, wer dich rette; danach sehn ich mich.

Prometheus:
Da ihr es wünschet, will ich nicht entgegen sein,
Zu offenbaren alles, was ihr gern vernehmt.
Erst dir denn, Io, deinen vielverwirrten Weg,
Und zeichne treu ihn auf im Täflein deines Sinns.
Sobald der zwei Festlande Grenzstrom hinter dir,
Zum morgenflammenden, sonnenbahnumkreisten Ost
(Geh deines Weges weiter durch der Phryger Land,
Durchs Tal von Teutras, über Lydiens Wiesenaun,
Zur waldumkränzten Bergeshöh Kilikias.
Zwei Ströme gießen ihre Wasser dort hinab
In Aphrodites weizenreiche Niederung;
An ihren Ufern geh entlang. Dann hüte dich,
Daß dich der Hundeköpfigen, der Einaugigen,
Der Brustbeaugten grinsend Volk nicht schrecken mag.)
Dann fern und ferner unermüdet deines Wegs,
Durchschreit des kühlen Meeres Brandung, bis du kommst
Zu den gorgoneischen Feldern von Kisthene, wo
Die drei Phorkiden wohnen, schwangestaltige
Vergreiste Jungfraun, angetan mit einem Aug
Und einem Zahne, die des Helios Strahlenblick
Niemals erreicht hat noch des Mondes nächtig Aug;
Drauf ihre Schwestern, jene drei geflügelten
Gorgonen, schlangenhaarig, menschenhaßgetränkt,
Vor deren Anblick jedem stirbt des Lebens Hauch.
Dies hab ich so dir ausgeführt zum eignen Heil;
Doch höre weiter deine traurige Pilgerschaft.
Sei wohl vor Zeus' scharfzahnigen, stummen Hunden dann,
Den Greifen, achtsam und dem roßgewandten Volk
Einäugiger Arimaspen, welche weithinaus
Am stillen Goldstrom hausen bei Plutons Gestad;
Vermeide sie. Drauf wirst du fern im fernsten Land
Zu einem schwarzen Volke kommen, das am Quell
Der Sonne wohnet, längs dem Aithiopenstrom;
An seinen Ufern schreite fort, bis daß du nahst
Dem Felsendurchbruch, wo von Byblos' Bergen her
Der Nil hinabgießt seines Stromes fruchtbare Flut;
Der wird den Weg dir weisen ins dreieckte Land
Neilotis, wo ein neues Heimatland du fern,
Io, für dich und deine Kinder finden wirst. –
Scheint schwankend dir, schwer aufzufinden irgend was,
So wiederhol mir's und vernimm es deutlicher;
Denn reichre Muße hab ich, als ich wünschen mag!

Chor:
Wenn du ihr weitres, oder was du noch verschwiegst,
Von ihrer mühsalreichen Fahrt zu sagen hast,
So sag's; doch hast du alles angeführt, so tu
Auch uns nach unsrer Bitte und vergiß es nicht!

Prometheus:
All ihrer Irrsal Ende hat sie nun gehört;
Doch daß sie sehn mag, wie sie mich nicht nutzlos gehört,
So will ich sagen, was sie, eh sie hergelangt,
Ertrug, um Zeugnis so zu stellen meinem Wort;
Doch laß ich jener Kunde größren Teil hinweg
Und wende mich zum Ziele deines Schweifens selbst.
Denn als du ankamst auf Molossas Ebene
Und bei Dodonas rückensteilem Bergeshang,
Wo Zeus Thesprotos' Tempel und Orakelort
Und der redenden Eichen vielbestauntes Wunder ist,
Von denen deutlich, alles Rätsels unverhüllt,
Du selbst begrüßet wurdest, Zeus' vielselge Braut
Dereinst zu werden – lächelst du? du freuest dich? –,
Damals, von Wahnsinn aufgestachelt, flohst du wild
Den Weg am Strand hin bis zu Rheas weiter Bucht,
Von der hinweg du stürmtest rückgewandten Laufs.
In aller Zukunft wird der Busen dieses Meers
Geheißen sein der Ionische – merkt es euch genau –
Zu deiner Fahrt Gedächtnis bei den Sterblichen.
Das sei ein Zeichen meines Sehergeistes dir,
Daß ich zu sehn mehr als das Offenbare weiß. –
Vom weitern hört jetzt beide, du und ihr, Bescheid,
Einbiegend so zu meines Wortes ernstem Gleis.
's ist eine Stadt Kanobos fern am Uferland,
Dicht bei des Niles Mündung und erhöhtem Deich,
Dort gibt dir Zeus des Geistes ganze Kraft zurück,
Berührend dich, liebkosend dich mit linder Hand;
Dort wirst du den schwarzen Epaphos gebären, der,
Nach Zeus' geheimer Kraft genannt, die ihn gezeugt,
Soweit der flurentränkende Nil fließt, ernten wird.
Nach ihm das fünfte, fünfzigkinderblühende
Geschlecht, es wird ungern gen Argos fliehn zu See,
Die fünfzig Jungfraun, vor der Blutverwandten Eh
Der Vettern flüchtig, die, von Liebesglut entflammt,
Gleich Falken wild nachsetzen der Tauben scheuem Flug
Und dieser Hochzeit böse Jagd sich selbst zum Gram
Erjagen; ihres Leibes hütet sie ein Gott.
Aufnimmt sie Pelasgia, wenn die nachtverstohlne List
Des mädchenkühnen Kampfes überwunden hat;
Denn jede bringt ums Leben ihren Bräutigam,
Im heißen Blute kühlend ihr zweischneidig Schwert.
So möge Kypris meinen Feinden blutig nahn!
Indes der Jungfraun eine rührt der Liebe Pfeil,
Den Schlaf des Lieblings nicht zu morden; gramerweicht
Läßt sie's und wählt von zweien Wegen dies Vergehn,
Ehr schwach genannt zu werden als blutschuldbefleckt.
Sie ist's, die Argos' Königsstamm gebären wird;
Viel Worte würd es brauchen, klar dies darzutun;
Doch diesem Stamm entsprießen wird ein kühner Held,
Der Held des Bogens, der mich selbst aus dieser Qual
Wird retten; meine urgeborne Mutter hat,
Titanis Themis, dies Orakel mir gesagt;
Doch wie und wo zu sagen brauchte lange Zeit
Und wäre doch nicht, wenn du's wüßtest, dir zunutz.

Io:
Eleleu! Eleleu!
Wie mich wieder der Krampf, des zerrütteten Sinns
Wahnwitz mich durchzuckt! Wie die Bremse mich sticht
Mit dem Stachel der Glut!
Es zersprengt mein Herz in Entsetzen die Brust,
Und im Kreis schweift wild der verwilderte Blick!
Von der Bahn mich hinweg reißt taumelgepeitscht,
Ohnmächtig des Worts, mich des Wahnsinns Sturm!
Mein wildes Geschrei, es verhallt mir umsonst
In des Unheils tosender Brandung! –
(Io ab)

Erste Strophe

Chor:
Weise, ja weise genannt
Sei, wer zuerst sich dies in Gedanken ersann und lehrenden Worten es aussprach,
Daß die Brautwahl passend dem eigenen Stamm den Preis verdient.
Nie mag des Reichtums üppig verweichlichender,
Nie des Adels ahnenverherrlichender
Ehe nachgehn, wer um Lohn arbeiten muß!

Erste Gegenstrophe

Nimmer, ja nimmer gescheh's,
Daß ihr, o Moiren, mich in dem Lager des Zeus je säht zur Genossin erkoren;
Nahe niemals einer der Himmlichen mir als Bräutigam!
Mich graust's, der scheuen, bräutigamflüchtigen Braut,
Ios hochzeitwelkende Jugend zu schaun,
Ihrer Irrsal arge Qual durch Heras Haß!

Epode

Doch ich, wenn ich in ruhiger, glücklicher Ehe bin, fürchte mich nicht;
Nimmer mög in Liebe mich der hohen Götter unentfliehbar Auge sehn;
Denn das ist ein Kampf, zu bekämpfen, zu leiden, zu meiden nie!
Weiß ich dann, was mir geschähe?
Wie ich Zeus' Gericht entfliehn könnte, nimmer weiß ich's! –

Prometheus:
Zeus selbst erscheint noch trotz des stolzen Eigensinns
Einst tief erniedrigt; also knüpft er selbst zum Netz
Sein Ehebündnis, welches ihn aus seiner Macht,
Von seinem Thron ihn tief hinabstürzt. Dann erfüllt
Alloffenbar sich seines Vaters Kronos Fluch,
Den, seines ewgen Throns entstürzend, der geflucht.
Wie dieses Unheil abzuwenden, das vermag
Der Götter niemand ihm zu sagen außer mir.
Ich aber weiß es, weiß den Spruch; drum mag er jetzt
Krafttrotzend thronen, seines luftgen Donners stolz,
Vom Flammenpfeil des Blitzes hell die Hand umsprüht;
Denn alles das wird nichts ihm helfen, nicht hinab-
Zustürzen schmachvoll unerträglich bittren Fall!
Und solchen Gegner rüstet er und wappnet er
Sich selbst, ein allunüberwindbar Wunder einst,
Der heißre Flammen als den Blitzstrahl finden wird
Und lautre Stimme, daß des Donners Macht verstummt,
Der aller Meer und Lande allerschütternden
Trident, Poseidons Zepter, gar zerschmettern wird!
Kommt dies Verhängnis über ihn, dann sieht er ein,
Wie gar verschieden Herrschen und Erliegen sei'n.

Chor:
Schon lange dräust du, was du gern sähst, gegen Zeus!

Prometheus:
Was einst erfüllt wird, was ich sehr ihm wünsche, war's!

Chor:
Und darf sich jemand träumen, Zeus zu bewältigen?

Prometheus:
Furchtbarer Unheil muß er leiden noch denn dies!

Chor:
Und bist du bang nicht, auszusprechen dieses Wort?

Prometheus:
Was sollt ich fürchten, dem zu sterben nicht verhängt?

Chor:
Den er vielleicht qualvollre Qual noch dulden heißt.

Prometheus:
So mag er; alles seh ich und erwart ich dreist.

Chor:
Vor Adrasteia beugt sich stumm des Weisen Geist!

Prometheus:
Bet an, verstumme, beuge dich den Herrschenden,
Mich aber kümmert minder dieser Zeus denn nichts!
Er schalt' und walte diese kleine Spanne Zeit,
Wie's ihm gefällt; lang bleibt er nicht der Götter Herr! –
Doch seh ich dorther seinen raschen Läufer schon,
Des neuen Königs neuen Boten eilig nahn;
Gar neue Dinge kommt er wohl uns kundzutun! –

(Durch die Luft kommt Hermes daher mit dem Heroldstab und Flügelschuhen)

Hermes:
Dir, Ränkespinner, allen allunleidlichster,
Der du an den Göttern für der Tagesmenschen Heil
Gefrevelt, frecher Feuerdieb, dir sag ich dies:
Der Vater heißt dich, was du prahlst von einstger Eh,
Und wer vom Thron ihn stürzen würde, kundzutun;
Das alles sollst du sonder Rätsel und Betrug
Bestimmt und einfach sagen. Nicht zwiefachen Weg
Laß mich, Prometheus, machen; denn das siehst du wohl,
Zeus wirst du damit nimmermehr besänftigen!

Prometheus:
Vornehm und prunkvoll, stolzen Mutes strotzend, lärmt
Dein Wort, wie freilich dir, dem Götterbuben, ziemt!
Neu herrschet ihr Neulinge und gedenket schon
Gramlos in goldner Burg zu schwelgen! Hab denn ich
Nicht dort hinab schon zween Herrscher stürzen sehn?
An diesem dritten, deinem Herrn, seh ich es bald
Geschehn, am schnellsten, schmählichsten – oder wähnest du,
Den neuen Göttern zittert ich und beugt ich mich?
Dran fehlet viel und alles! Du nun aber magst
Desselben Weges, den du kamst, heimeilen; denn
Von jenem allen, was du fragst, erfährst du nichts!

Hermes:
Du weißt, mit diesem Eigensinn hast du dich einst
In diesen Port gelotset deiner bittren Qual!

Prometheus:
Mit deinem Frondienst möcht ich dies mein Jammerlos,
Daß du es weißest, nimmermehr vertauschen; nein,
Mir ist es süßer, diesem Fels fronbar zu sein
Denn so dem Vater Zeus ein Bote treu und fein!
So muß getrotzt sein gegen euch Alltrotzende!

Hermes:
Behaglich scheint es dir in deinem Los zu sein!

Prometheus:
Behaglich? So behaglich möcht ich allzumal
All meine Feinde sehn! Du selbst gehörst dazu!

Hermes:
So wirfst du mir auch Schuld an deinem Leide vor?

Prometheus:
Mit einem Wort, ganz haß ich all und jeden Gott,
So viele froh selbst wider Recht so bös mir tun!

Hermes:
Wohl seh ich, wie du an schwerer Geistzerrüttung krankst.

Prometheus:
Ja, krank, wenn Krankheit seine Feinde hassen heißt!

Hermes:
Du wärest nicht zu ertragen, wenn's dir wohl erging'!

Prometheus:
Ach!

Hermes: Diesen Laut hat Zeus von dir sonst nicht gekannt!

Prometheus:
Die Zeit, sie lernt und lehret alternd alles Ding!

Hermes:
Du aber hast noch nicht verständig sein gelernt!

Prometheus:
Sonst hätt ich dir, dem Götterknecht, kein Wort gegönnt!

Hermes:
Es scheint, du willst nicht sagen, was dir Zeus gebeut?

Prometheus:
Wohl gar ein Schuldner soll ich vergelten seine Lieb?

Hermes:
Als wär ich ein Kind, so höhnst du mein mit deinem Spott!

Prometheus:
Und bist du ein Kind nicht, und beschränkter als ein Kind,
Dir einzubilden, daß von mir du's hören wirst?
's ist keine Marter, keine List, mit der mich Zeus
Bewegen könnte, das zu offenbaren ihm,
Es sei zuvor denn dieser Fesseln Schmach gelöst!
Darum so fahre nieder sein blitzzuckender Strahl,
Im weißgeflügelten Schneegestöber, im donnernden
Erdbeben schwindle, stürze das All rings wild gemischt,
Er soll mich doch nicht beugen, je ihm kundzutun,
Wer ihn hinab einst stürzt von seinem Königtum!

Hermes:
Bedenk, ob dies dir je zum Heil gereichen kann!

Prometheus:
Längst schon bedacht und festbeschlossen hab ich so!

Hermes:
So wag es, Unglückselger, wag es endlich doch,
Des eignen Elends Fülle ganz zu überschaun!

Prometheus:
Du machst mir Ekel mit der Worte leerem Schwall!
Das komme niemals dir in den Sinn, daß ich in Angst
Um Zeus' Belieben weibisch feig gebärden mich,
Anflehen könnte jenen Allhaßwürdigen
Mit weiberhaftem, armemporgehobnem Flehn,
Zu befrein mich dieser Banden! Nun und nimmermehr!

Hermes:
Zu sprechen schein ich viel vergeblich und umsonst;
Denn dich besänftigt, denn dich rühret nimmermehr
Mein Flehn; den Zügel gleich dem junggezäumten Roß
Zerknirschend, reißend bäumst du wild dich noch im Joch.
Und doch – mit der Ohnmacht Stolz berühmst, betäubst du dich!
Denn Eigensinn kann ohn Verständigkeit und Maß
Für sich allein niemandes Meister sein im Streit.
Bedenke, wenn du meinen Worten nicht gehorchst,
Welch ein Orkan dich, welcher Qualen Brandung dich
Fluchtlos zerschmettert. Denn es wird dies Felsgeklüft
Mit seinen Donnern, mit des Wetterstrahles Keil
Des Vaters Zorn zerreißen, deinen eignen Leib
Versenken, rings umschlossen von des Gesteines Arm.
Wenn dann der Zeiten weites Maß vollendet ist,
So kommst du aufwärts an das Licht; es wird dir dann
Zeus' flügelwilder, mächtger Aar in heißer Gier
Zerfleischen deines Leibes großes Trümmerfeld,
Wird Gast dir ungeladen, Gast den langen Tag,
Ausweiden deiner schwarzbenagten Leber Rest.
Und dieser Mühsal Heil erwart dir nimmermehr,
Es erscheine dir als deiner Qual Vertreter denn
Ein Gott, bereit, hinabzusteigen in die Nacht
Des Hades, ins grabdunkle Reich des Tartaros!
Demnach bedenk dich; denn erdichtet keineswegs
Ist diese Drohung, sondern nur zu ernst gemeint.
Denn Lügen reden, das versteht Zeus' heilger Mund
Nicht, sondern all sein Wort erfüllt er; aber du
Betracht es, überleg es dir und halte nicht
Den Eigensinn mehr besser als Besonnenheit! –

Chor:
Uns scheinet Hermes wahrlich kein unzeitig Wort
Zu sagen; denn er riet dir an, den Eigensinn
Zu lassen, dich zu wenden zur Besonnenheit;
Folg ihm, denn unrecht handeln ist den Weisen Schmach.

Prometheus:
Was zuvor ich bereits längst wußte, das tatst
Du als Bote mir kund! Von dem Feinde der Feind
Solch Leid zu empfahn, das entehrt niemals!
So fahr auf mich zweischneidig des Zorns
Haarsträubender Blitz denn herab, und die Luft,
Sie zerreiße vom Krachen des Donners, vom Krampf
Des empörten Orkans, und die Erde zerwühl
In den Tiefen, empor von den Wurzeln, der Sturm;
Es vermische gepeitscht in verwilderter Wut
Sich die heulende See mit der schweigenden Bahn
Der Gestirne; hinab in die ewige Nacht,
In den Tartaros stürze zerschmettert der Leib
Mit des Schicksals reißendem Strudel hinab –
Doch töten kann er mich nimmer!

Hermes:
Wie der Geist, wie das Wort sich verkehrt, wenn ein Wahn
Die Gedanken verstört, das zeiget sich hier.
Was bleibet ihm fremd denn des Wahnsinns noch?
Und trifft es ihn jetzt, wie vergäß er der Wut?
Doch ihr, die ihr tief sein qualvoll Los
Mitfühlt und beweint, geht, Mädchen, hinweg
Aus diesem Bereich, flieht ferne, damit
Das Bewußtsein euch nicht schwinde, betäubt
Vom unendlichen Krachen des Donners!

Chorführerin:
Find besseren Rat und ermahne mich so,
Wie ich folgen dir kann; denn es ist in der Tat
Unerträglich der Rat, der verführen mich soll!
Wie gebietest du mir, mich der Schande zu weihn?
Nein, dulden mit ihm will ich sein Los;
Denn ich habe Verräter zu hassen gelernt,
Und ich weiß kein Gift,
Mir mehr denn dieses verächtlich!

Hermes:
Wohl denn; was ich jetzt euch sage, bedenkt!
Wenn der lärmenden Jagd ihr des Jammers erliegt,
Klagt euer Geschick nicht an, sagt nie,
Euch habe so Zeus unerwartet hinab
Ins Verderben gestürzt; denn wissentlich seid,
Nicht eilig verlockt, nicht heimlich umgarnt,
Ins unendliche Netz des Verhängnisses jetzt
Ihr verstrickt durch eure Verblendung! –

(Hermes ab; mächtiges Tosen in der Luft; Erdbeben)

Prometheus:
Schon wird es zur Tat, kein nichtiges Wort!
Es erbebet die Erd,
Und es zuckt und es zischt wild, Blitz auf Blitz,
Sein Flammengeschoß, aufwirbeln den Staub
Windstöße; daher rast allseits Sturm,
Wie im Taumel gejagt; ineinander gestürzt
Mit des Aufruhrs Wut, mit Orkanes Geheul,
Ineinander gepeitscht, stürzt Himmel und Meer! –
Und solch ein Gericht, es umtost, es umschlingt
Mich, von Zeus mir gesandt, mich zu schrecken mit Graun! –
O heilige Mutter, o Äther, des all-
Heilspendenden Lichts allheilige Bahn,
Seht, welch Unrecht ich erdulde! –

(Prometheus' Felsen verschlingt ein Abgrund)